Düsseldorf Terrorverdächtiger wollte in NRW Polizist werden

Düsseldorf · Halil S. will nicht erkannt werden. Auch am zweiten Prozesstag versteckte der 28-Jährige sein Gesicht hinter einem Aktenordner. Die Bundesanwaltschaft hält ihn für einen gefährlichen Islamisten, der als Mitglied der "Düsseldorfer Zelle" von Al Qaida einen großen Terror-Anschlag in Deutschland geplant haben soll. Halil S. hingegen gibt sich bürgerlich. Er habe sich bei der Polizei in NRW beworben, sagte er gestern vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht aus. "Das hätte ich gerne gemacht", bekräftigte der Angeklagte. Der Polizeiarzt habe ihn jedoch für untauglich erklärt. Nach dem Abitur habe er den Zivildienst in einem Seniorenheim abgeleistet.

Halil S. soll laut Anklageschrift durch Betrügereien im Internet Geld für die Arbeit der Terror-Zelle beschafft haben. Der Student, der sich seinen Bachelor-Titel nach Erkenntnissen der Ermittler ergaunert haben soll, hatte die Anführer Abdeladim el K. und Jamil S. in Düsseldorf aufgesucht. Es sei nur ein Kontakt nachweisbar, sagte der Verteidiger von Halil S. am Rande der Sitzung. Daraus eine Mitgliedschaft bei Al Qaida zu konstruieren, sei weit hergeholt. Ein ehemaliger Schwager von Halil S. sagte aus, er sei "geschockt" gewesen, als er hörte, dass sein Ex-Verwandter unter Terror-Verdacht stehe. Er habe ihm nicht zugetraut, ein religiöser Eiferer zu sein.

Neben Halil S. brach auch der 21 Jahre alte Amid C. sein Schweigen und berichtete über seinen Lebenslauf. Der Deutsch-Iraner aus Bochum hat ebenfalls Abitur und studiert seit seiner Inhaftierung an der Fern-Uni Hagen Informatik. Auf die Frage der Richterin, ob er einen Führerschein besitze, antwortete er schmunzelnd: "Ja, die Probezeit läuft bald ab." Die vier Angeklagten müssen nach Angaben der Bundesanwaltschaft mit einer Strafe von zehn Jahren Haft rechnen. Eine höhere Strafe ist nicht möglich, weil die Zelle noch kein konkretes Anschlagsziel definiert hatte und die Vorbereitungen für den Bombenbau noch nicht weit genug vorangeschritten waren. El K. und Jamil S. hatten versucht, aus Grillanzündern sprengfähiges Material zu filtern, doch bei ihrem Kauf hatten sie die falsche Marke ausgewählt. Die Männer waren im vergangenen Jahr nach monatelanger Observation festgenommen worden. Für den Prozess sind 30 Verhandlungstage angesetzt. Das Verfahren wird auch von Mitgliedern des US-Konsulats beobachtet. Der US-Geheimdienst CIA soll dem Bundeskriminalamt in dem Fall wichtige Hinweise gegeben haben.

(RP)
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