Paris Polizei verhört Sarkozy-Vertraute

Paris · Eine Schmiergeldaffäre droht den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy zu überschatten. Gegen zwei Vertraute des französischen Staatschefs – seinen Trauzeugen Nicolas Bazire und seinen früheren Kommunikationsberater Thierry Gaubert – hat die Justiz offiziell Ermittlungen aufgenommen: wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder.

Beide wiesen die Vorwürfe zurück, doch diese wiegen schwer: Es geht um Waffengeschäfte, millionenschwere Rücküberweisungen und verschleierte Parteienfinanzierung in den 90er Jahren. Mit Bazire und Gaubert rückt die enge Entourage des Präsidenten ins Zentrum der Justiz, die in der "Karachi-Gate"-Affäre ermittelt. Dabei geht es um den Verkauf von zwei Unterseebooten an Pakistan 1994 durch die damalige konservative Regierung von Edouard Balladur, der ein Jahr später im Präsidentschaftswahlkampf gegen seinen parteiinternen Rivalen Jacques Chirac unterlag – ein 825-Millionen-Euro-Geschäft, das mit einer Provision an Mittelsmänner in Höhe von 83 Millionen Euro verbunden war.

Es besteht der Verdacht, dass ein Teil davon illegal nach Frankreich zurückfloss und die Wahlkampfkasse Balladurs füllte. Sprecher von dessen Wahlkampfteam war damals Sarkozy. Sarkozys Berater Thierry Gaubert soll sich zu dieser Zeit mehrmals in die Schweiz begeben haben, um dort "große Mengen Geldscheine" abzuholen. Dies erklärte übereinstimmenden Medienberichten zufolge die Ex-Frau Gauberts, Prinzessin Hélène von Jugoslawien, den Ermittlern. Der "Koffer" sei anschließend Nicolas Bazire übergeben worden, Sarkozys Intimfreund, der Balladur als Kabinettschef diente. Mehrere andere Zeugen gaben wiederum an, Bazire habe in seinem Büro einen Tresor gehabt, wo er "große Summen" aufbewahrt haben soll.

Der Elysée-Palast wies gestern jegliche Verantwortung Sarkozys für die Wahlkampffinanzierung Balladurs zurück und sprach von "Verleumdung". Die Affäre war im Zuge von Ermittlungen nach einem Attentat in Karachi 2002 ins Rollen gekommen. War man anfangs von einem islamistischen Anschlag ausgegangen, verfolgt die Pariser Justiz inzwischen eine andere Spur: Das Attentat könnte die Rache pakistanischer Militärkreise gewesen sein, weil Frankreichs Staatschef Jacques Chirac die Zahlungen nach seinem Wahlsieg über Balladur 1995 sofort eingestellt hatte.

(RP)
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