Berlin Mitglied des Zentralrats der Juden bedroht

Berlin · In Berlin ist erneut ein Mitglied der jüdischen Gemeinschaft attackiert worden. Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde nach dem Besuch einer Synagoge von einem Mann bedroht und verunglimpft. "Offensichtlich fühlte sich der Täter provoziert durch ein sichtbares jüdisches Gebetsbuch", erklärte Kramer gestern zu dem Vorfall, der sich bereits am Mittwoch zugetragen hatte. Es war der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur. Als der Täter ihn anpöbelte, erklärte ihm Kramer, dass er eine Pistole dabeihabe, und schob seine Jacke beiseite, um dem Angreifer die Waffe zu zeigen. Damit habe er verhindern wollen, dass die Situation eskaliere, sagte Kramer. Erst Ende August war ein Rabbiner in Berlin angegriffen worden.

Kramer trägt nach eigenen Angaben seit mindestens acht Jahren legal eine Pistole zum eigenen Schutz, aber auch in seiner Funktion als Sicherheitsbeauftragter des Zentralrates der Juden. Er sei zuständig für den Schutz von Personen und Objekten der Organisation. Der Mann habe ihn angesprochen und aufgefordert, dahin zurückzugehen, wo er herkomme, berichtete Kramer. Anschließend sei es zu lautstarken Auseinandersetzungen und der Androhung von körperlicher Gewalt durch den Täter gekommen. Passanten und er hätten die Polizei gerufen. Ermittelt werde nun wegen "wechselseitiger Bedrohung", bestätigte ein Polizeisprecher, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Vor wenigen Wochen hatte der Fall eines Rabbiners nicht nur bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der 53-Jährige war vor den Augen seiner Tochter von Jugendlichen geschlagen und antisemitisch beleidigt worden. Israel verurteilte den Angriff scharf.

(RP)
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