Verfolgte Düsseldorfer Familie Stele am Standesamt soll an frühere Eigentümer erinnern

Düsseldorf · Die Düsseldorfer mögen ihr Standesamt, aber seine dunkle Geschichte ist vielen Menschen nicht bekannt. Das soll sich jetzt ändern.

 Das Standesamt an der Inselstraße hatte Eigentümer, die von den Nazis verfolgt wurden.

Das Standesamt an der Inselstraße hatte Eigentümer, die von den Nazis verfolgt wurden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die meisten Düsseldorfer waren schon einmal im oder am Standesamt. Die Geschichte des prächtigen Hauses an der Inselstraße 17 und seiner früheren Eigentümer ist den meisten Bürgern aber nicht bekannt. Oberbürgermeister Stephan Keller macht sich nach einer Berichterstattung unserer Redaktion nun für eine große Stele vor dem Gebäude stark, die vom Stadtarchiv und der Mahn- und Gedenkstätte gestaltet werden soll. Nach den Worten Kellers „soll damit die Geschichte des Gebäudes und das Schicksal der Familie Lenzberg in der Öffentlichkeit nochmals in Erinnerung gerufen werden.“

Das Haus wurde von den Lenzbergs erbaut. Sie wurden von den Nazis als Juden verfolgt, die sie als getaufte Protestanten gar nicht waren. Hugo Lenzberg war Senatspräsident am Oberlandesgericht und starb 1932, er hatte mit seiner Frau Anna zwei Kinder. Die unter Druck stehende Familie veräußerte das Haus an der Inselstraße 1939, die Akten legen einen Zwangsverkauf nahe. Während die Kinder ins Ausland flohen, starb die Mutter in der Nacht vor der Deportation ins KZ. Wie, ist bis heute unklar. Nach dem Krieg kam es zu einem fragwürdigen Wiedergutmachungsverfahren, die Kinder der Lenzbergs erhielten eine Ausgleichszahlung.

Am Standesamt erinnert zwar eine Gedenktafel an die Familie, aber sie erwähnt nur ihr kulturelles Engagement. Die Düsseldorfer Jonges, die sich für eine neue Gedenktafel stark machen, begrüßen Kellers Vorstoß. „Sonst hätten wir angeboten, die Aufgabe zu übernehmen“, so Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven.

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