Berlin Irak-Krise schürt Terrorangst in Europa

Berlin · Offenbar bildet die Terrorgruppe Isis Islamisten für Anschläge im Westen aus.

Der Vormarsch der Terroristen der Gruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) hat auch gestern zu weiteren Geländegewinnen im Irak, im syrischen und im jordanischen Grenzgebiet geführt. Und er bewirkt eine neue Dimension der Bedrohung für Europa: Die Terroristen haben offenbar damit begonnen, Kämpfer aus Europa für Anschläge in ihren Heimatländern auszubilden. Es gebe Hinweise auf entsprechende Vorgänge, sagte gestern der EU-Koordinator für die Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove.

Rund 320 Islamisten sind aus Deutschland in den syrischen Bürgerkrieg gezogen, davon allein etwa 100 aus Nordrhein-Westfalen. Nachdem ein aus Syrien zurückgekehrter Islamist bei einem Anschlag in Brüssel vier Menschen ermordet hatte, veränderte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) die Gefährdungseinschätzung: Aus einer abstrakten Bedrohung sei eine "konkrete tödliche Gefahr" geworden.

De Kerchove erinnerte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" daran, dass weitere Anschlagspläne in Großbritannien und Frankreich vereitelt worden seien. Die Kämpfer erhielten von Isis wahrscheinlich Unterweisungen in der Zielauswahl und in der Taktik. Die Erfolge von Isis könnten einen zusätzlichen Anreiz für junge Europäer bilden, in den Kampf zu ziehen.

"Die nicht geringe Zahl der aus Deutschland stammenden und in die Kampfgebiete entschwundenen Personen muss uns Sorgen machen", sagte SPD-Innenexperte Michael Hartmann. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Nachrichtendienste rechtlich und faktisch die Möglichkeit haben, die wichtigen Informationen zu sammeln.

Die Innenminister der EU wollen bei einem informellen Treffen Anfang Juli klären, wie sie die Zusammenarbeit ausbauen. Dabei geht es auch um neue Grenzkontrollen.

(may-)
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