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EU-Ratspräsident und EU-Außenbeauftragte EU-Gipfel einigt sich auf Spitzenjobs für Mogherini und Tusk

Brüssel · Der EU-Sondergipfel in Brüssel hat den polnischen Regierungschef Donald Tusk (57) zum neuen EU-Ratspräsidenten bestimmt. Die italienische Außenministerin Federica Mogherini (41) solle neue EU-Außenbeauftragte werden, teilte EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy am Samstag in Brüssel mit.

Mogherini und Tusk - die neuen Spitzenköpfe der EU
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Damit einigten sich die Staats- und Regierungschefs auf ein Personalpaket, das den Parteienproporz ebenso berücksichtigt wie die Verteilung der Spitzenjobs zwischen Ost und West und zwischen den Geschlechtern. Tusk, der als Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel gilt, gehört zu den Konservativen. Die erst seit Februar in Rom amtierende Mogherini ist Sozialdemokratin.

Mit diesen Entscheidungen nimmt auch die neue EU-Führung unter dem künftigen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker Gestalt an. Mogherini, die als Außenbeauftragte der Britin Catherine Ashton nachfolgt, wird auch zur Stellvertreterin des Luxemburgers. Tusk tritt zum 1. Dezember die Nachfolge des bisherigen Ratspräsidenten Van Rompuy an. Der Pole ist in seinem neuen Amt für die inhaltliche Vorbereitung und die Leitung der EU-Gipfel zuständig.

Merkel zufrieden

Kanzlerin Angela Merkel hat die Ernennung Tusks zum neuen EU-Ratspräsidenten begrüßt. Tusk sei ein "leidenschaftlicher, überzeugter und überzeugender Europäer", sagte Merkel am Samstagabend in Brüssel nach der Entscheidung des EU-Sondergipfels. Tusk, der als Vertrauter Merkels gilt, tritt am 1. Dezember den Posten an.

Merkel sagte weiter, es sei auch ein Verdienst Tusks, dass die deutsch-polnischen Beziehungen so eng seien wie lange nicht. Polen und Tusk persönlich hätten ein einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Teilung Europas überwunden werden konnte. "Europa steht vor großen Herausforderungen", sagte Merkel, auch mit Blick auf den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.

Auch die Entscheidung für die Italienerin Federica Mogherini als neue EU-Außenbeauftragte begrüßte Merkel, wenn auch wesentlich knapper. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit", sagte die Kanzlerin.

Federica Mogherini - Italiens Aufsteigerin mit Lust aufs Reisen

Bis vor einigen Monaten war Federica Mogherini (41) selbst in Italien größtenteils unbekannt. Die neue EU-Außenbeauftragte ist jung und ehrgeizig, hat aber ausgerechnet auf dem diplomatischen Parkett bislang nur wenig Erfahrung.

Die gebürtige Römerin gehört zur nachrückenden Politiker-Generation in Italien. Vor einem halben Jahr übernahm die Frau mit den schulterlangen blonden Haaren das Amt der Außenministerin - in einer Zeit voller Krisen von der Ukraine über Nahost bis zum Irak. Mogherini ist nur wenig älter als Regierungschef Matteo Renzi.

Die zweifache Mutter gilt als modern und offen. Sie betreibt neben ihrem Amt als Außenministerin ein eigenes Blog und nutzt intensiv die sozialen Netzwerke. Mogherini wurde früh politisch aktiv. Sie engagierte sich in Kampagnen gegen Rassismus und Fremdenhass, bevor sie schließlich in der Jugendorganisation der Linksdemokraten vor knapp zwei Jahrzehnten ihre politische Karriere startete.

Die studierte Politikwissenschaftlerin wurde im Jahr 2008 erstmals in das Abgeordnetenhaus gewählt. In ihrer Mitte-Links-Partei PD (Demokratische Partei) profilierte sich Mogherini als Expertin für Verteidigung, internationale Angelegenheiten und Europa.

Mogherini mag neben dem Bücherlesen besonders das Reisen. Zumindest zu letzterem wird sie in ihrem neuen Krisenjob ausgiebig kommen, auch wenn es nicht immer die beliebtesten Touristenziele werden dürften.

Donald Tusk - Merkel-Vertrauter mit Englisch-Problemen

Angriffslust und Führungsqualitäten bewies Donald Tusk (57) schon als Sejm-Abgeordneter und Parlamentspräsident. Der große Blonde aus Danzig war Stürmer und Kapitän der Fußballmannschaft des polnischen Parlaments. Seit 2007 ist Tusk Regierungschef des EU-Landes.

Auf der Siegerseite des Lebens stand Tusk nicht immer. Sein Vater starb, als Donald noch Schüler war. Die Niederschlagung des Werftarbeiter-Streiks in seiner Heimatstadt Danzig trieb den damals 13-Jährigen in die Opposition zum sozialistischen Regime. Im Geschichtsstudium arbeitete er auf Baustellen. Während des Kriegsrechts Anfang der 80er Jahre war der junge Familienvater im Untergrund für die verbotene Gewerkschaft "Solidarnosc" aktiv.

Nach der Wende in Polen wirkte Tusk zunächst in der linksliberalen Freiheitsunion, gründete dann aber 2001 die liberalkonservative "Bürgerplattform", deren Vorsitzender er bis heute ist.

Der europäische Gedanke wurde Tusk in die Wiege gelegt. Als Kaschube versteht er das Bewusstsein regionaler Identität. Als Danziger wuchs er auf in einer Stadt, die das ganze Spannungsfeld deutsch-polnischer Nachbarschaft durchlebt hat - im Guten wie im Schlechten.

Auch als Großvater ist der aktive Sportler Tusk bis heute stolz auf seine Fitness. Als größter Stolperstein für eine europäische Karriere Tusks galt bisher sein bescheidenes Englisch. Der bei seinen Auftritten mitunter spröde wirkende Politiker spricht allerdings fließend Deutsch und pflegt ein gutes Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel.

(dpa)
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