Die neue EU-Außenbeauftragte Die steile Karriere der Federica Mogherini

Rom · Sie hat bereits eine beeindruckende Karriere hingelegt, nun übernimmt sie einen der wichtigsten Posten in der Europäischen Union: Italiens Außenministerin Federica Mogherini wird neue EU-Außenbeauftragte.

 Künftig wird Federica Mogherini die Außenpolitik der EU vertreten.

Künftig wird Federica Mogherini die Außenpolitik der EU vertreten.

Foto: dpa, jw pt

Die EU-Staats- und Regierungschefs ernannten die erst 41-jährige Sozialdemokratin bei ihrem Sondertreffen in Brüssel am Samstag zur Nachfolgerin von Catherine Ashton. Dabei gab es im Vorfeld starke Vorbehalte gegen Italiens Chefdiplomatin: Kritiker halten sie für zu unerfahren, in Osteuropa wird ihr zudem eine zu nachgiebige Haltung gegenüber Russland vorgeworfen. Vorwürfe, den sie gleich nach ihrer Wahl entgegentrat.

Schon Mogherinis Ernennung zu Italiens Außenministerin im Februar war eine Überraschung, für den Großteil der italienischen Öffentlichkeit war sie eine Unbekannte. Regierungschef Matteo Renzi zog sie der erfahrenen Amtsinhaberin Emma Bonino vor, obwohl sogar Staatschef Giorgio Napolitano an ihrer Kompetenz zweifelte. Seit dem spektakulären Erfolg seiner Demokratischen Partei (PD) bei der Europawahl im Mai warb Renzi hartnäckig dafür, Mogherini zur neuen EU-Außenbeauftragten zu ernennen - und konnte sich nun durchsetzen.

Zuvor hatte es viel Gegenwind gegeben, vor allem aus Osteuropa. Dort wird befürchtet, die linke Italienerin könne in der Ukraine-Krise zu russlandfreundlich auftreten. Für die Balten-Staaten sowie Polen seien "Pro-Kreml"-Kandidaten nicht hinnehmbar, warnte etwa Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite beim letzten Sondergipfel zu den EU-Spitzenjobs im Juli.

Kritiker warfen der verheirateten Mutter zweier Mädchen auch vor, dass ihr auf dem diplomatischen Parkett schlichtweg die Erfahrung fehle - und dass sie mit 41 Jahren zu jung für den wichtigen Posten sei. "Das Alter ist etwas, das wir nicht ändern können", sagte Mogherini nun in Brüssel - und fügte lächelnd hinzu, so jung sei sie auch nicht mehr. Den Vorwurf mangelnder Erfahrung konterte sie mit dem Hinweis, Außenministerin eines G-7-Staats, jahrelang Abgeordnete und seit 20 Jahren in europäischen Fragen engagiert zu sein. Sie gehöre zu einer "neuen europäischen Generation" und wolle "neue Energie" mitbringen.

Mit Blick auf die Kritik aus Osteuropa verwies Mogherini, die fließend Englisch und Französisch spricht, auf ihre Vermittlungsbemühungen zwischen Russland und der Ukraine. Wichtig sei es, den Dialog und die diplomatischen Bemühungen aufrechtzuerhalten, eine militärische Option sei schließlich "keine Lösung".

Schon zuvor hatte Mogherini Zweifel an ihrer Eignung für die große internationale Bühne mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein gekontert, hinter der durchaus Erfahrung in europäischen und internationalen Fragen steckt. Die Tochter des verstorbenen Bühnenbildners und Regisseurs Flavio Mogherini stieg mit einem Politikstudium in Rom in ihre Karriere ein. Ihre Abschlussarbeit über Islam und Politik schrieb sie während eines Erasmus-Aufenthalts im südfranzösischen Aix-en-Provence.

Seit Anfang der 90er Jahre engagierte sich Mogherini im linken Parteienspektrum Italiens. Mitte des vergangenen Jahrzehnts übernahm sie auch die ersten internationalen Posten: Sie wurde Vize-Präsidentin des Europäischen Jugendforums und der Europäischen Jungsozialisten.

2008 wurde Mogherini erstmals Abgeordnete und war dann Mitglied der Außen- und Verteidigungsausschüsse im italienischen Parlament. Im August 2013 übernahm sie den Vorsitz der italienischen Delegation in der parlamentarischen Versammlung der NATO, später in ihrer Partei die Leitung der Bereiche Europa und internationale Angelegenheiten.

Im komplizierten Brüsseler Personalpuzzle hatte Mogherini zwei Trümpfe, die mit ihrer Qualifikation nicht wirklich etwas zu tun haben: Vor allem ist sie eine Frau - und mindestens ein EU-Spitzenamt soll mit einer Frau besetzt werden - und Sozialdemokratin.

Den EU-Staats- und Regierungschefs dürfte es zudem gar nicht unrecht sein, dass keine allzu erfahrene Diplomatin EU-Außenbeauftragte wird. Denn die Außenpolitik ist eine Domäne, in der die Mitgliedstaaten nur sehr ungern das Heft aus der Hand geben - Konkurrenz durch einen allzu profilierte EU-Chefdiplomatin wäre da eher störend.

(DEU)
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