Duisburg: SPD-Dezernent greift OB Sauerland an

Baudezernent Jürgen Dressler (SPD) stellt in Duisburg die Machtfrage. In einem Brief an seine rund 1000 Mitarbeiter, der unserer Zeitung vorliegt, beklagt Dressler die Führungslosigkeit der Stadt seit der Loveparade-Katastrophe von vor zwei Wochen. Damit greift er direkt den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) an.

Er sehe "nicht, dass derzeit von einer geordneten Verwaltungsführung ausgegangen werden kann", schreibt der 64-Jährige, der als Chef der zuständigen Genehmigungsbehörde im Vorfeld der Loveparade massive Sicherheitsbedenken geäußert hatte. "Auch eine klare Strategie zur Behebung der Krise nach dem Unglück ist nicht erkennbar", so Dressler weiter. Das Handeln der Verwaltung geschehe derzeit "ohne Ermächtigung und Vorgaben", das Krisenmanagement der Verwaltungsführung sei "untauglich".

Die Pressestelle der Stadt, der Dressler ein "sehr ungeschicktes Presseverhalten" vorwirft, reagierte mit einer schriftlichen Stellungnahme. Darin heißt es, Dressler habe nur unregelmäßig an den Sitzungen des Verwaltungsvorstandes teilgenommen und könne deshalb dessen Arbeit nicht beurteilen. OB Sauerland wird mit den Worten zitiert: "In der nächsten Vorstandssitzung werden wir uns mit dem Brief befassen und den Vorgang prüfen." Als einer von fünf Dezernenten gehört der zweifache Familienvater Dressler zu den Spitzenbeamten von Duisburg.

Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert geht nach der Loveparade-Katastrophe davon aus, dass Sauerland nicht im Amt bleiben wird. Das sagte Lammert im WDR.

Unterdessen berichtet die Bild-Zeitung, dass der Chef des Loveparade-Veranstalters Lopavent, Rainer Schaller, gestern bei einem Verkehrsunfall seinen 100 000 Euro teuren Lamborghini auf der A9 bei Berlin zu Schrott gefahren haben soll. Verletzt wurde laut Bild niemand. Kurz zuvor hatte Schaller im Interview mit unserer Zeitung eine Verantwortung für das Loveparade-Unglück von sich gewiesen.

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