Umfrage nach der Wahl Gabriels SPD erstmals unter 20 Prozent

Hamburg (RPO). Die SPD fällt in der Gunst der Wähler immer tiefer. Auch der SPD-Parteitag in Dresden und die Wahl einer neuen Führung brachte keine Verbesserung. Im Gegenteil: In der ersten Umfrage nach der Wahl Sigmar Gabriels zum Parteichef stürzten die Sozialdemokraten auf einen historischen Tiefstwert von 19 Prozent.

Sigmar Gabriels langer Weg an die Spitze
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Die Horror-Zahlen für die SPD stammen aus dem wöchentlich im Auftrag der Zeitschrift "Stern" und dem TV-Sender RTL erhobenen Wahltrend des Forsa-Instituts. Was die Zahlen besonders prekär macht: Es sind die ersten Umfrageergebnisse nach dem Parteitag in Dresden, der für die Genossen eigentlich einen Neuanfang darstellen sollte. Das spiegelte sich insbesondere im personellen Bereich: Alt-Parteichef Franz Müntefering verabschiedete sich, Sigmar Gabriel wurde mit einem eindrucksvollen Wahlergebnis neuer Vorsitzender. Andrea Nahles ist neue Generalsekretärin.

Und jetzt das: In der ersten Umfrage nach dem erhofften Neustart bricht die SPD noch weiter ein und sackt im Vergleich zur Vorwoche um einen weiteren Punkt auf jetzt 19 Prozent ab. Es ist der niedrigste Wochenwert, den das Forsa-Institut je für die SPD gemessen hat. Die Partei liegt damit noch vier Punkte unter ihrem Katastrophen-Ergebnis bei der Bundestagswahl vor zwei Monaten, als sie mit 23,0 Prozent ihr schlechtestes Resultat in der Geschichte der Bundesrepublik einfuhr.

Gabriel noch schlechter als Beck und Steinmeier

Der neue SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel fällt durch. Auf die Frage, wen sie direkt zum Kanzler wählen würden, entschieden sich nur 19 Prozent der Deutschen für Gabriel, 60 Prozent zogen Merkel vor. Damit schnitt Gabriel schlechter ab als der damalige Parteichef Kurt Beck, der zu Beginn seiner Amtszeit im Mai 2006 auf eine Zustimmung von 25 Prozent kam. Im direkten Vergleich mit Frank-Walter Steinmeier liegt Gabriel gleichauf. Allerdings würden sich nur 57 Prozent für Merkel entscheiden, stünde Steinmeier wieder zur Wahl.

Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem stern, der neue SPD-Chef habe "für die Menschen noch keine Konturen". Alarmierend für Gabriel sei, dass sich lediglich 15 Prozent der Jüngeren (18- bis 29-Jährige) für ihn entscheiden würden. Und nur 46 Prozent der SPD-Wähler würden ihn zum Kanzler wählen, Steinmeier habe dagegen im Augenblick noch 54 Prozent der SPD-Wähler hinter sich.

Desaströse Lage

Die Umfrage legt die verfahrene Lage der SPD schonungslos offen. Die SPD gilt vielen Deutschen als Partei von gestern und lässt sich aus Sicht der Wähler nicht mit klaren Positionen in Verbindung bringen. Freilich ist sich das neue Führungsduo der Genossen darüber im Klaren. Schon auf dem Parteitag in Dresden hatte Gabriel darauf hingewiesen, dass es sich beim ersehnten Neubeginn um eine langwierige Angelegenheit handeln wird.

Die SPD stellt derzeit alles in Frage. Die Pertei sucht nicht mehr und nicht weniger als ein neues Leitmotiv, mit dem sie sich neu erfindet. Gabriel sucht dazu verstärkt den Kontakt zur Basis. Der Selbstfindungsprozess dürfte noch Jahre dauern. Ob sich die Partei die Zeit dafür geben wird, ist fraglich. Vielfach wird bereits der Vergleich mit den französischen Sozialisten bemüht, die aussichtslos und zerstritten um die 20-Prozent-Marke herumdümpeln.

Von der Schwäche der SPD profitieren die Grünen, die um einen Punkt auf 13 Prozent stiegen. Die Union legt im stern-RTL-Wahltrend um einen Punkt auf 37 Prozent zu, die Liberalen fallen um einen Punkt auf 12 Prozent. Ungeachtet der Spekulationen um die Zukunft des erkrankten Parteichefs Oskar Lafontaine würden sich wie in den Wochen zuvor 12 Prozent der Wähler für die Linke entscheiden. Für "sonstige Parteien" würden 7 Prozent der Wähler stimmen.

(ots/pst)
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