Kommentar zu Europa vor Herausforderungen 2019 wird ein Richtungsjahr

Meinung | Düsseldorf · Die Europawahl am 26. Mai wird eine besondere. Denn das Votum von rund 400 Millionen wahlberechtigten Europäern könnte existenziell für die Zukunft einer freiheitlichen, demokratischen und marktwirtschaftlich orientierten Staatenordnung sein.

 Eine Europafahne weht vor dem Europäischen Parlament in Straßburg.

Eine Europafahne weht vor dem Europäischen Parlament in Straßburg.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Dabei brauchen wir das Gegenteil von Nationalismus. Mehr Zusammenarbeit, mehr Integration bei den Themen Digitalisierung, Migration, Wettbewerbsfähigkeit. Europas Abstieg bei Zukunftstechnologien ist dramatisch. Überspitzt formuliert: Wir sind Weltmarktführer von gestern. Stahl, Maschinen, Autos. Kerngeschäft des 20. Jahrhunderts. Die Exportschlager von morgen lauten aber IT, Big Data, Künstliche Intelligenz.

Hier liegen die USA und Südostasien vorne. Von den 100 Unternehmen mit dem weltweit größten Marktwert (ein Indikator für die Zukunftserwartungen der Investoren) haben 57 ihren Sitz in Nordamerika, nur 22 in Europa. Unter den Top 20 ist mit dem Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé nur ein (!) Unternehmen aus Europa. Siemens folgt als erstes deutsches Unternehmen auf Rang 61. Wenn Europa auf dem Weltmarkt noch eine Chance haben will, müsste es massiv in Rahmenbedingungen für eine (industriell basierte) IT-Ökonomie, in Forschung und Bildung investieren und die klügsten Köpfe der Welt anlocken. Groß denken. Aber wir sind uns ja nicht mal einig, welche Gleistechnik für Züge gelten soll.

Es ist keine Schwarzmalerei, wenn Europa in 40 Jahren als kulturgeschichtlich anspruchsvolles Museum die Touristen der Welt in die schmucken Altstädte lockt, aber in der Weltwirtschaft nichts mehr zu sagen hat. Ja, die europäische Erzählung von dem Friedenskontinent, die sich aus dem „Nie wieder“ nach Auschwitz speist, bleibt faszinierend und richtig. Aber sie reicht nicht, wenn man sich die Erfolge der Salvinis, Le Pens und Gaulands anschaut. Ein neues Narrativ muss ökonomisches Kalkül einbeziehen. Wohlstandssicherung geht nur in einem Europa.

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