Kommentar Kreative Ideen gegen Arzneimittelknappheit

Meinung | Berlin · Der Ruf der Ärzteschaft nach einer nationalen Arzneimittelreserve klingt zwar plakativ, wäre aber in der Praxis allenfalls im Krisenfall realisierbar, kommentiert unsere Autorin.

Es wäre ein Unding, sähe sich ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland mit Gesundheitsausgaben von jährlich 375 Milliarden Euro nicht in der Lage, seine Bevölkerung jederzeit ausreichend mit Medikamenten zu versorgen. Bislang hat es einen echten Notstand noch nicht gegeben, doch Ärzte und Apotheker schlagen Alarm, weil sie spüren, dass sich die Engpässe bei wichtigen Medikamenten häufen. Darauf müssen Bundesregierung und Gesundheitsbranche Antworten finden. Die bisherigen Lösungen im Klein-Klein der Gesetzgebung sind aus Sicht der Mediziner und Apotheker nicht ausreichend.

Der Ruf der Ärzteschaft nach einer nationalen Arzneimittelreserve klingt zwar plakativ, wäre aber in der Praxis allenfalls im Krisenfall, etwa bei einer drohenden Epidemie, realisierbar. Die Arzneimittelhersteller ließen sich zum Aufbau solcher Notlager nicht zwingen, der Staat müsste das übernehmen. Er wäre damit jedoch überfordert. Denn die Engpässe bei den Medikamenten variieren ja nach internationaler Marktlage. Auf jeden Engpass mit einem staatlichen Medikamentenlager zu reagieren, erscheint utopisch. Vernünftiger wäre, wenn die Politik zunächst einmal für mehr Durchblick sorgen würde. Sie müsste die Hersteller verpflichten, über drohende Lieferengpässe frühzeitig zu berichten und damit für mehr Transparenz sorgen.

Zudem könnte der Gesetzgeber die ausgegebenen Medikamenten-Mengen rationieren, die die Bürger in oft viel zu großen Packungen erhalten. Ohnehin stellt sich auch aus finanziellen und ökologischen Gründen die Frage, warum Tabletten nicht wie einst auch wieder einzeln oder Salben in Töpfchen statt in großen Tuben ausgegeben werden können. Auch könnten Versicherte nicht abgelaufene Medikamentenpackungen an die Apotheken zurückgeben.

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