Hier In Nrw Muss es ein Haus der Geschichte sein?

Carina Gödecke (SPD) will Landesgeschichte erlebbar machen. Aber das gehe auch mit einer "Geschichtsroute", die markante historische Stätten in NRW verbindet, meint die Landtagspräsidentin.

Das Musterländle Baden-Württemberg hat es vorgemacht. Das 2002 in Stuttgart eröffnete "Haus der Geschichte" ist in jeder Hinsicht vorbildlich: spannende Präsentation von über 200 Jahren Regional- und Landesgeschichte, exzellente Exponate und pfiffige interaktive Angebote. So wird Geschichte (be)greifbar.

Für Nordrhein-Westfalen, 1946 aus Teilen der Rheinprovinz und Westfalen gegründet, wäre ein solches Haus der Geschichte ebenfalls angemessen. Dieser Ansicht ist auch Ex-Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg (CDU), der bereits eine Immobilie ausgeguckt hat: die Villa Horion am Düsseldorfer Rheinufer unweit des Landtagsgebäudes, das in diesem Jahr 25 Jahre "alt" wird. Die Villa mit den knarrenden Holztreppen war jahrzehntelang Dienstsitz der Ministerpräsidenten – von Franz Meyers (CDU) bis zu Johannes Rau (SPD). Kritiker glauben allerdings nicht, dass die Villa groß genug für ein modernes Museum ist. Und außerdem: die Kosten . . .

Uhlenbergs Nachfolgerin, die SPD-Politikerin Carina Gödecke, hat einen interessanten Alternativvorschlag. Sie begrüßt zwar die Absicht, Landesgeschichte erlebbar zu machen, bezweifelt aber, ob dazu ein "Haus der Geschichte" nötig ist. Was also wäre, fragt sie, wenn stattdessen eine "Route durch die Landesgeschichte" organisiert würde? Als Vorbild könnte die "Route Industriekultur" dienen, die zu markanten Punkten der Industrie-Architektur führt. Die Villa Horion würde Teil dieser "Geschichtsroute" sein. Eine weitere Station: die Düsseldorfer Henkel-Werke, in deren früherem Theatersaal nach dem Krieg der Landtag getagt hat, weil es in der zerstörten Stadt an geeigneten Räumen mangelte. Auch das ehemalige Ständehaus, die jetzige Kunstsammlung K 21, in der früher der Provinziallandtag und ab 1949 der Landtag zusammenkamen, könnte sich im Routenplan wiederfinden.

Zugegeben: Ein richtiges "Haus der NRW-Geschichte" wäre eine Bereicherung für dieses Land, das aber unter schwerer Schuldenlast ächzt. Im Übrigen möchte auch Köln ein jüdisches Museum haben. Die NRW-Geschichtsroute ist somit ein erwägenswerter Kompromiss.

Der riesige Gobelin, der einst das alte Ständehaus schmückte und schon lange im Kölner Museum für Angewandte Kunst eingelagert ist, könnte im Bonner "Haus der Geschichte" gezeigt werden. Dort ist man allerdings aus konzeptionellen Gründen zurückhaltend, weil es in der Ausstellung um die deutsche Nationalgeschichte gehe. Aber ein Eckchen wird für NRW vielleicht doch noch frei sein – oder?

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(RP)
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