Kolumne Frauensache Wie heldenhafte Männlichkeit funktioniert

Berlin · Abenteuerlust kann zu einem Gutteil auch Selbstverwirklichungstrieb sein. Deshalb sind Frauen oft gar nicht so begeistert, wenn ihr "Held" nach den Sternen greift.

Johann Wolfgang Goethe, Dichter, Frauenfreund und Männerversteher, hat einmal gesagt: "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein." Ein Held unserer Zeit ist Felix Baumgartner: Er griff nach den Sternen, stieg ins Weltall auf und kehrte mit einem Fallschirm aus 39.000 Metern Höhe auf die Erde zurück. Nun hat der irdische Ruhm Felix Baumgartner die Frau gekostet, seine Lebensgefährtin Nici Öttl hat ihn verlassen. Die beiden waren ein Paar mit Romanpotenzial: Er, der Schallmauerdurchbrecher, sie, die Schönste Niederösterreichs.

Doch Nici Öttl ist das Leben an der Seite eines Helden offenbar zu schwer geworden. Sie erzählt von "fehlender Privatsphäre und vielen respektlosen Frauen", von "der unermüdlichen Abenteuerlust und dem somit verbundenen Egoismus" Baumgartners. Auch ein Held ist am Ende eben doch nur ein Mann.

Wie heldenhafte Männlichkeit funktioniert, darüber hat sich nicht nur Goethe Gedanken gemacht, sondern auch Sigmund Freud. Er ist zu dem Schluss gekommen: Männer dürften sich von ihrem Menschlichsein nicht von gefährlichen, aber dennoch unerlässlichen Unternehmungen abhalten lassen, zum Beispiel von "Experimenten mit explodierbaren Substanzen" oder "Flugversuchen". Nach dieser Definition ist nicht nur Baumgartner ein Held, sondern auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.

Schließlich muss er tagtäglich mit einer leicht entflammbaren Substanz namens Sigmar Gabriel herumexperimentieren, die durch explosive Ideen wie Tempolimit und Steuersenkungen immer wieder für Knalleffekte sorgt. Aber zurück zu Felix Baumgartner. Auch er hat sich an einer Definition von Held versucht: "Ein Held trägt keine Windeln", sagte er nach seiner Rückkehr aus dem All — eine Anspielung auf seinen Umgang mit urmenschlichen Bedürfnissen während seines übermenschlichen Sprungs. Freudianer dürften an diesem Satz ihre helle Freude haben, denn in die Windel-Frage lässt sich vom Es bis zum Über-Ich so ziemlich alles hineindeuten.

Zum Schluss sei noch all den Männern, die keine Flugversuche unternehmen, mit explodierbaren Substanzen oder Sigmar Gabriel herumexperimentieren, eines gesagt: Aus der Ferne mögen Frauen die Nach-den-Sternen-Greifer und Himmelsstürmer bewundern, zuhause an ihrer Seite wünschen sie sich aber doch die Auf-dem-Boden-Bleiber und Bausparer. Oft reicht es vollkommen aus, Windeln wechseln zu können, um der Held unseres Herzens zu sein.

(RP)
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