Kolumne Frauensache In Norwegen ist die Gleichberechtigung Realität

Berlin · Das skandinavische Land führt die Wehrpflicht für Frauen ein – ein logischer Schritt, nachdem die Quote Frauen den Weg bis in die obersten Etagen der Wirtschaft geebnet hat.

Vor Ende der Wehrpflicht: Düsseldorfs letzte Rekruten
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Das skandinavische Land führt die Wehrpflicht für Frauen ein — ein logischer Schritt, nachdem die Quote Frauen den Weg bis in die obersten Etagen der Wirtschaft geebnet hat.

Vor fast 30 Jahren brachte die Musikgruppe Status Quo ihren Hit "In the army now" auf den Markt, ein Lied über Drill und Kampf eines frisch eingezogenen Soldaten. Damals hätten die Jungs von Status Quo sich wohl nicht träumen lassen, dass ihr Lied über militärisches Männerleiden einmal auch für norwegische Frauen gelten sollte. Denn in Norwegen hat das Parlament beschlossen, ab 2015 die Wehrpflicht für Frauen einzuführen. Die Norweger machen also ernst: Gleiche Rechte und gleiche Pflichten für Mann und Frau.

Nun könnte man argumentieren, dass die Zeit, die Männern durch den Wehrdienst für ihre berufliche Karriere genommen wird, Frauen ohnehin doppelt und dreifach fehlt, weil sie es ja sind, die Kinder kriegen und dafür eine Berufspause einlegen müssen. Das ist nun mal ein Naturgesetz, an dem kein Parlament der Welt etwas ändern kann.

Tatsächlich funktioniert eine gleichberechtigte Wehrpflicht auch nur in einem Land wie Norwegen, in dem seit Jahren mit gnadenloser Konsequenz auf die Frauenquote gesetzt wird. Seit 2006 ist hier sowohl staatlichen als auch privaten Unternehmen vorgeschrieben, ihre Aufsichtsräte mit 40 Prozent Frauen zu besetzen. Firmen, die sich nicht daran halten, droht die Zwangsauflösung. Ein Staat, der die Wirtschaft zu einer Frauenquote zwingt, muss allerdings auch für die nötige Infrastruktur sorgen. Auch das tut Norwegen vorbildlich: Der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ist nicht nur ein Versprechen der Politik, sondern Realität.

Die skandinavischen Länder gelten als Kita-Paradiese, ein Bullerbü der Moderne. Obwohl in Norwegen 85 Prozent der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren arbeiten, hat das Land eine der höchsten Geburtenraten in Europa. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird dort nicht wie in Deutschland debattiert, sie wird gelebt. Ein Land, in dem die Familiengründung für Frauen keine Karrierehemmnis ist, weil ihnen ein Platz auch in den oberen Wirtschaftsetagen sicher ist, das kann seinen Staatsbürgerinnen den Wehrdienst abverlangen. Das norwegische Parlament hat allerdings noch ein anderes Argument für den weiblichen Wehrdienst: "Es geht darum, unter den Besten die Motiviertesten auszusuchen."

Und die Besten, unter denen gesucht wird, das sind eben Männer und Frauen. Offenbar ist es in Norwegen gelungen, sich von den Geschlechterklischees ganz und gar zu befreien. Diesbezüglich könnten wir uns in Deutschland eine Liedzeile von Statuts Quo zu Herzen nehmen: "Stand up and fight."

(RP)
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