Kolumne Frauensache Die seltsamen Lehren der Heidi Klum

Frauensache · Wer auf dem Laufsteg Karriere machen will, muss nicht nur schön, sondern auch schön willenlos sein – das propagiert zumindest "Germany's Next Topmodel". Auf anderen Sendeplätzen sieht es mit den Geschlechterbild ähnlich finster aus.

Wer auf dem Laufsteg Karriere machen will, muss nicht nur schön, sondern auch schön willenlos sein — das propagiert zumindest "Germany's Next Topmodel". Auf anderen Sendeplätzen sieht es mit den Geschlechterbild ähnlich finster aus.

Heidi Klum, der deutsche Fräuleinwunder-Exportschlager aus Bergisch Gladbach, ist 40 geworden. Herzlichen Glückwunsch! Die Klum ist die Ursula von der Leyen unter den Topmodels — gesegnet mit vielen Kindern, einer clanähnlichen Familienbande und einer gnadenlosen Penetranz, wenn es darum geht, durchzusetzen, was sie für richtig hält.

Von der Leyen lehrte uns, dass Akademikerinnen fürs Kinderkriegen einen finanziellen Anreiz brauchen und Aufsichtsräte eine Frauenquote. Heidi Klum hat uns beigebracht, dass ein Topmodel immer top sein muss und "mansche Mädschen" (Klum-Sprech) für das Versprechen auf eine Modelkarriere so ziemlich alles tun. Nun ist die achte Staffel von Klums Show "Germany's Next Topmodel" zu Ende gegangen. Zeit, einmal zu resümieren, was das Publikum dank Klum über das Modelbusiness weiß: Junge Frauen müssen mit einem Oktopus auf dem Kopf posieren, auf dem Laufsteg "die Handtasche lebendig machen", und wenn "der Kunde das Modell als Bratpfanne ausstaffieren will, dann muss es eben eine Bratpfanne sein". Alles Sätze, die in der Sendung so gefallen sind.

Offenbar muss ein Topmodel nicht nur schön, sondern auch schön willenlos sein. In Staffel drei zum Beispiel flog die hübsche Wanda aus dem Wettbewerb, weil sie zu viel nachdenke, wohingegen die hübsche Christina, laut Klum "ein scheues Reh ohne Persönlichkeit", es ins Finale schaffte.

Ein krudes Geschlechterbild, das zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen verbreitet wird: Während junge Frauen sich messen, wer es auf High Heels über den Laufsteg schafft, oder sich in Formaten wie "Endlich schön" Nase, Po und Brüste richten lassen, sind Männer der "Bachelor", dem 20 attraktive Frauen in eine Villa nach Südafrika geliefert werden, damit er seine Herzensdame findet. Ausstaffiert mit tiefdekolletierten Abendkleidern, werden sie ihm dargeboten — wie das Frischfleisch an der Metzgertheke, nur ohne Petersiliensträußchen.

Im Öffentlich-Rechtlichen ist es nicht viel besser. Das ZDF-Herzkino ("Diagnose Liebe", "Folge deinem Herzen", "Harriets Traum") vermittelt eine ziemlich platte Frauenrolle: Der Sinn eines Frauenlebens ist allein die Liebe zu einem Mann. Warum gibt es keine Filme wie "Haralds Traum" oder "Werner, folge deinem Herzen", warum kein Format wie "Germany's Next Topman", wo Jungs sich im Armdrücken und Baumstämmezersägen messen?

Weil es dämlich wäre.

Na, hat es Klick gemacht, liebe Fernsehmacher?

(RP/jre/csi)
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