Antisemitismus-Debatte Juden wollen Verein in der AfD gründen

Die AfD sei die einzige Partei, die muslimischen Judenhass nicht verharmlose, sagt ein Gründungsmitglied des geplanten Kreises. Bei anderen Parteien und bei jüdischen Vetretern ist die Empörung groß.

 Demonstrationen wie diese von Arabern in Berlin führen die Initiatoren des jüdischen Kreises in der AfD als Motivation an.

Demonstrationen wie diese von Arabern in Berlin führen die Initiatoren des jüdischen Kreises in der AfD als Motivation an.

Foto: AP/Markus Schreiber

(dpa/kna/may-) Jüdische Mitglieder der AfD wollen Anfang Oktober eine bundesweite Vereinigung gründen. „Die AfD ist die einzige Partei der Bundesrepublik, die muslimischen Judenhass thematisiert, ohne diesen zu verharmlosen“, schrieb Gründungsmitglied Dimitri Schulz der Deutschen Presse-Agentur. Eine „Masseneinwanderung junger Männer aus dem islamischen Kulturkreis“ sei wegen deren „antisemitischen Sozialisation“ jüdischem Leben in Deutschland abträglich.

Die Gründungsversammlung ist für den 7. Oktober im hessischen Offenbach geplant. Schulz erklärte, über den endgültigen Namen werde noch entschieden, vorläufig nenne man sich „JAfD“. Zur Gründung werden die AfD-Vorstandsmitglieder Beatrix von Storch und Joachim Kuhs erwartet. Jüdisch und AfD-Mitglied zu sein, sei kein Widerspruch, findet Schulz. „Dass sich in den Reihen der AfD einzelne tatsächliche Antisemiten finden, leugnen wir nicht; nur wird in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluss dieser einzelnen Mitglieder maßlos überschätzt.“

Vertreter jüdischer Gemeinden reagierten empört. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, äußerte in der „Bild“-Zeitung Unverständnis dafür, „wie jüdische Menschen ihre Mitgliedschaft in einer solchen Partei vor sich selbst rechtfertigen können“: „Die AfD ist eine Partei, in der Antisemiten sich pudelwohl fühlen können.“ Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress warf der AfD vor, sie stehe nicht mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes.

Der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hermann Gröhe, äußerte Verständnis für diese Reaktionen. „Die Mitglied­schaft in einer Partei, die die Verharmlosung nationalsozialistischen Unrechts in ihren Reihen duldet, ist für mich ohnehin nicht nachzuvollziehen, bei Juden aber ganz besonders unverständlich“, sagte Gröhe unserer Redaktion.

Ähnlich äußerte sich sein Kollege aus der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz: Die AfD sei „eine religiöse Minderheiten stigmatisierende und diskriminierende Partei“. Der religionspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Stefan Ruppert, sagte: „Der Versuch, sich mit einer jüdischen Vorfeldorganisation gegen den wohlbegründeten Vorwurf antisemitischer Tendenzen reinzuwaschen, ist so durchsichtig, dass er sicher scheitern wird.“

(dpa/kna/may-)
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