Großaquarium in Berlin zerstört 1500 Fische zwischen Trümmern – Aquadom in Berlin platzt

Berlin · Der „Aquadom“ in Berlin, ein 16 Meter hoher Glaszylinder, gefüllt mit einer Million Liter Wasser und 1500 Fischen, ist am Freitagmorgen geplatzt. Stunden später gibt es Klarheit über den Verlust teils seltener Fische.

Berlin: Großes Aquarium in einem Hotel geplatzt - Fotos
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Riesiges Aquarium in Berliner Hotel geplatzt

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Foto: dpa/Christoph Soeder

Vor dem Eingang des „Radisson“-Hotels an der Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte liegen Blumenkübel, Buchsbaumbüsche und Trümmer von Möbeln wild verteilt. Der Anblick erinnert an einen Haufen Sperrmüll, der nach einem Hochwasser auf die vierspurige Straße gespült wurde. Die Glastüren des Gebäudekomplexes, in dem sich das Hotel befindet, sind aus den Angeln gehoben. Teils hängen Türelemente noch schief in ihrer Verankerung, teils liegen sie mehrere Meter entfernt auf der Straße. Beim angrenzenden „Lindt“-Geschäft fehlen zwei Schaufensterscheiben. Auf dem Bürgersteig liegen zerbrochene Christbaumkugeln und Schokopralinen verteilt.

Der „Aqua-Dom“, ein Großaquarium, das im Lichthof des Gebäudes in Berlin-Mitte stand, ist am Freitagmorgen geplatzt. Die Scheibe des 16 Meter hohen Beckens ist nach Angaben der Feuerwehr Berlin „schlagartig“ zerborsten. Dabei flossen eine Million Liter Salzwasser aus dem Becken und verwüsteten Teile des Gebäudes, in dem sich das Radisson-Hotel befindet. Zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt. Der „Aqua-Dom“ war nach Angaben der Betreiber das größte zylindrische Aquarium der Welt. Es beherbergte rund 1500 Fische.

Die Karl-Liebknecht-Straße wurde nach Eintreffen der Feuerwehr weiträumig abgesperrt. Von Polizei und Feuerwehr waren jeweils rund 100 Einsatzkräfte vor Ort. Einige Hotelgäste beschrieben, dass sie am frühen Freitagmorgen ein sehr lautes Geräusch, einen lauten Knall hörten. Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders ein. Die Wassermassen des geplatzten Aquariums verteilten sich laut Augenzeugen in sekundenschnelle in alle Richtungen. „Es ist überall hingeflossen“, sagte James Klein vom Pressedienst der Berliner Feuerwehr. Im Untergeschoss, sowie in der Tiefgarage stehe Wasser, so Klein. „In der Tiefgarage schwimmen jetzt keine Autos, aber der Boden ist mit Wasser bedeckt“, beschrieb Klein. Ein großer Teil des Wassers sei jedoch auf die Straße gelaufen und dort durch die Gullys in die Kanalisation abgelaufen. Die Wassermenge hatte ein Gewicht von 1000 Tonnen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach an der Unglücksstelle von einer immensen Zerstörung. „Das ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat über die Hotelräumlichkeiten, die anliegenden Restaurants“, sagte Giffey.

Zwei Personen wurden bei dem Unglück von Glassplittern getroffen und leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Berlin habe aber großes Glück gehabt, betonte Giffey: „Wenn das Ganze nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir über furchtbare menschliche Schäden berichten“, sagte sie und sprach von „Glück im Unglück“. Dadurch, dass sich der Unfall noch vor sechs Uhr ereignete, hätten sich in der Hotellobby nur wenige Menschen aufgehalten. Die rund 300 Hotelgäste sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten aus dem Gebäude evakuiert werden. Insgesamt seien 35 Personen „rettungsdienstlich" betreut worden. Um sicherzugehen, dass sich keine Personen mehr im Gebäude befinden, wurde am Vormittag eine Hundestaffel durch das Gebäude, die Kellerräume und die angrenzende Tiefgarage geführt. Die Hotelgäste konnten sich in bereitgestellten Linienbussen vor dem Hotel aufhalten, bevor sie auf andere Hotels verteilt wurden.

Für die rund 1500 Fische, die sich in dem Aquarium befanden, war das Unglück eine echte Katastrophe. Alle Fische verendeten nach dem Unglück. In dem Becken befanden sich rund 100 verschiedene tropische Salzwasserfischarten. Augenzeugen berichteten, dass die toten Fische zwischen den Scherben und Trümmern lagen. Laut Angaben der Feuerwehr habe sich der Einsatz zuerst um die Rettung von möglicherweise verletzten Menschen gedreht. Die Fische hätten nicht gerettet werden können. Die kleineren Becken des „Sealife“ im Untergeschoss des Gebäudes mit 400 bis 500 Fischen wurden nicht beschädigt. Jedoch sei die Stromversorgung der Becken ausgefallen. „Das ist ein Problem. Die Fische in den Aquarien brauchen Strom für die Sauerstoffzufuhr“, sagte Almut Neumann, Umweltstadträtin von Berlin-Mitte. Es gehe nun darum, die Fische zu evakuieren und in andere Einrichtungen zu bringen. Dabei solle versucht werden, zunächst die bedrohten Arten zu retten.

Die Unglücksursache ist bislang nicht bekannt. Hinweise auf einen gezielten gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst jedoch nicht. Stattdessen werde eine Materialermüdung vermutet. Wie stark das Gebäude beschädigt wurde, war zunächst unklar. Statiker müssten nun die Sicherheit der Gebäude überprüfen. Giffey rechnete mit „großen Abrissarbeiten“. Das Aquarium wurde zuletzt im Sommer 2020 umfassend modernisiert.

16.12.2022, Berlin: Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor einem Hotel. In dem Hotel Radisson Blue war das riesige Sea Life Aquarium geplatzt. Wasser strömte bis auf die Straße. (Durch Glasscheibe fotografiert, bestmögliche Qualität) Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

16.12.2022, Berlin: Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor einem Hotel. In dem Hotel Radisson Blue war das riesige Sea Life Aquarium geplatzt. Wasser strömte bis auf die Straße. (Durch Glasscheibe fotografiert, bestmögliche Qualität) Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Christoph Soeder

Vor dem Hotel dreht ein großes Fahrzeug der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) eine Runde. Es ist minus fünf Grad kalt. „Das macht es uns doppelt schwer, weil alles gefriert“, sagte Klein. Um zu vermeiden, dass sich auf der Karl-Liebknecht-Straße – einer der Hauptverkehrsachsen Berlins nahe des Alexanderplatzes – durch das ausgelaufene Aquariumwasser eine Schlittschuhbahn bildet, streut das Fahrzeug Salz. Der Einsatz dauerte am Freitagnachmittag weiter an.

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