Fünfjährige Suspendierung seiner Anwaltszulassung Clinton wendet Anklage in der Lewinsky-Affäre ab

Washington (AP). Auch nach dem Ausscheiden aus dem US-Präsidentenamt muss Bill Clinton sich wegen der Lewinsky-Affäre offenbar nicht vor Gericht verantworten. Um eine Anklage zu vermeiden, habe Clinton mit Sonderermittler Robert Ray einen Kompromiss geschlossen, verlautete am Freitag aus Regierungskreisen in Washington.

Clinton werde schriftlich Stellung zu der Affäre um die ehemalige Praktikantin im Weißen Haus nehmen, hieß es. Er werde erklären, dass er in seiner eidlichen Zeugenaussage möglicherweise irreführende Angaben gemacht habe. Darüber hinaus werde er eine fünfjährige Suspendierung seiner Anwaltszulassung im Staat Arkansas akzeptieren.

Clintons Sprecher Jake Siewert bestätigte die Vereinbarung zunächst nicht, kündigte jedoch noch für den Abend eine Erklärung an. In den vergangenen Tagen waren selbst unter den gegnerischen Republikanern Stimmen laut geworden, dass ein Prozess gegen Clinton vermieden werden solle. Senator Orrin Hatch forderte den designierten Präsidenten George W. Bush auf, Clinton zu begnadigen und damit "ein Problem in Amerika zu beenden, das beendet werden muss". Bush erklärte, es sei an der Zeit, die Angelegenheit hinter sich zu lassen. Allerdings gebe es keinen Sinn, jemanden zu begnadigen, der niemals angeklagt gewesen sei.

Das Verhältnis zu der ehemaligen Praktikantin Monica Lewinsky hätte Clinton fast das Amt gekostet. Er musste sich vor dem Parlament einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er in einem Zivilprozess unter Eid die Beziehung zu Lewinsky geleugnet hatte. In dem Verfahren vor dem Senat wurde Clinton zwar freigesprochen. Es drohte ihm jedoch weiterhin eine Anklage vor einem ordentlichen Gericht wegen der Falschaussage.

Das Verteidigungsministerium entließ unterdessen Linda Tripp, eine der Schlüsselfiguren in der Lewinsky-Clinton-Affäre. Nach Angaben ihres Anwalts hatte sie sich geweigert, im Hinblick auf den bevorstehenden Wechsel im Präsidentenamt wie andere politische Funktionsträger ihr Amt niederzulegen. Sie sei damit dem Rat ihrer Anwälte gefolgt. Die einstige Freundin Lewinskys hatte der ehemaligen Praktikantin im Weißen Haus Details aus deren Liebesbeziehung zu Präsident Clinton entlockt und ohne deren Wissen auf Band mitgeschnitten. Im Januar 1998 übergab sie dem damaligen Sonderermittler Kenneth Starr die Bänder und beeinflusste damit die Untersuchung gegen Clinton wegen seiner Affäre mit Lewinsky entscheidend.

(RPO Archiv)
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