Konflikt mit Nordkorea USA ergreifen "alle Vorsichtsmaßnahmen"

Seoul · Im Konflikt mit Nordkorea setzen die USA weiter auf eine harte Haltung gegenüber Pjöngjang bei gleichzeitig demonstrativer Gelassenheit. US-Präsidentensprecher Jay Carney sagte, "alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen" seien eingeleitet. Zugleich bezeichnete er die Kriegsdrohungen Nordkoreas als "altbekannte Verhaltensmuster" der nordkoreanischen Führung.

 Kim Jong Un vor dem Zentralkomitee der KP von Nordkorea. Der junge Machthaber droht dem Süden und den USA mit Raketenangriffen.

Kim Jong Un vor dem Zentralkomitee der KP von Nordkorea. Der junge Machthaber droht dem Süden und den USA mit Raketenangriffen.

Foto: ap

Die Kriegsdrohungen seien "bedauerlich, aber vertraut", sagte Carney auf dem Rückflug mit Präsident Barack Obama aus dem US-Bundesstaat Kalifornien. Washington hatte Pjöngjang zuvor bereits aufgefordert, seine Kriegsrhetorik einzustellen. Die jüngste "in einer langen Reihe von provokativen Erklärungen dient nur dazu, Nordkorea weiter vom Rest der internationalen Gemeinschaft zu isolieren und sein Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung zu unterminieren", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Caitlin Hayden.

Der Generalstab der nordkoreanischen Volksarmee hatte am Donnerstag mitgeteilt, es sei nun offiziell grünes Licht für einen Atomangriff auf die USA gegeben worden. Bei dem "gnadenlosen Einsatz" könnten "moderne" Waffen eingesetzt werden, hieß es in der über die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Mitteilung. Washington werde formell darüber informiert, dass dies eine Reaktion auf US-Drohungen sei, wie die "provokativen" gemeinsamen Militärübungen mit Südkorea. Der "Moment der Explosion" sei nahe, hieß es.

Das Pentagon kündigte an, "in den kommenden Wochen" eine Raketenabwehr auf Guam aufzustellen. Das US-Militär beorderte in den vergangenen Tagen bereits Kampfflugzeuge und Zerstörer in die Region. Auf der rund 3400 Kilometer südöstlich von Nordkorea gelegenen Insel sind 6000 US-Soldaten stationiert.

Experten sehen Nordkorea aktuell nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen. Pjöngjang drohte aber mit Angriffen auf Guam und Hawaii sowie auf Südkorea und Japan, wo zehntausende US-Soldaten stationiert sind. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf Militärquellen, der Norden könne möglicherweise am 15. April, dem Geburtstag des gestorbenen Staatsgründers Kim Il Sung, eine Rakete abfeuern.

Nach Angaben von Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan Jin verlegte Nordkorea offenbar bereits eine Mittelstreckenrakete an die Ostküste, was Befürchtungen eines Angriffs gegen Südkorea oder Japan schürte. Unklar war zunächst, ob die Rakete mit einem Sprengkopf bestückt war. Nordkorea hatte bereits vor einem Monat mit einem Präventivschlag gegen die USA gedroht. Vergangene Woche ordnete die Armee an, Raketen für einen Angriff in Bereitschaft zu versetzen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich am Donnerstag "zutiefst besorgt" über die Verschärfung der Spannungen und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. "Die nukleare Bedrohung ist kein Spiel", sagte Ban. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton kündigte an, "anhaltende Verstöße" Nordkoreas führten zu einer noch geschlosseneren Antwort der internationalen Gemeinschaft. Russland nannte die Verstöße Pjöngjangs gegen UN-Resolutionen "inakzeptabel".

Die Führung in Pjöngjang blockierte am Donnerstag zudem den zweiten Tag in Folge den Zugang für Südkoreaner zum gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong. Rund 600 Südkoreaner befanden sich am Donnerstag noch in der in Nordkorea liegenden Sonderwirtschaftszone, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Am Donnerstag drohte Nordkorea laut KCNA mit dem Abzug seiner 53.000 Arbeiter.

(AFP/csi)
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