US-Zerstörer sollen Geschosse abfangen Nordkorea verlegt Mittelstrecken-Rakete an die Küste

Seoul · Während die USA auf die verbalen Drohungen aus Nordkorea mit der Entsendung von Zerstörern in den Pazifik reagieren, hat Pjöngjang laut südkoreanischen Angaben sein Drohpotenzial gegen die USA erhöht und eine Rakete mit einer "erheblichen Reichweite" an seine Ostküste verlegt.

Kampfbereitschaft: Nordkorea mobilisiert Massen
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Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sagte vor Abgeordneten am Donnerstagmorgen in Seoul, die nordkoreanische Rakete könne jedoch nicht das amerikanische Festland erreichen.

Offenbar handle es sich entgegen japanischer Medienberichte nicht um eine Langstreckenrakete vom Typ KN 08, mit der die USA direkt angegriffen werden könnten. Kim sagte, er kenne Nordkoreas Gründe für die Aktion nicht, möglicherweise sei die Verlegung für einen Test oder eine Übung vorgenommen worden.

Südkoreanische Medien berichteten unter Berufung auf Regierungskreise, Nordkorea habe im Zug eine Mittelstreckenrakete vom Typ "Musudan" an die Ostküste transportiert. Sie hat vermutlich eine Reichweite von 3000 Kilometern und könnte damit Ziele in Südkorea, Japan und wohl auch Guam erreichen. Unabhängigen Experten zufolge hat Nordkorea diese Art Rakete noch nicht getestet. An Nordkoreas Ostküste befindet sich eine Abschussrampe, die in der Vergangenheit bereits für Tests von Langstreckenraketen genutzt wurde. Diese schlugen allerdings fehl.

Unklar war, ob die Rakete zur Startrampe gebracht wurde. Es wurde darüber spekuliert, dass ihre Verlegung allein der Machtdemonstration dienen könnte. Politische Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea noch Jahre davon entfernt ist, eine Atomrakete zu entwickeln, die das US-Festland erreichen könnte.
Trotz der massiven Drohungen gab es bislang auch keine Hinweise auf größere Truppenbewegungen auf nordkoreanischem Gebiet.

USA wollen Raketenabwehr auf Guam installieren und schicken Zerstörer

Auf die immer schärferen Kriegsdrohungen aus Nordkorea reagieren die USA mit dem Aufbau einer Raketenabwehr auf der Pazifikinsel Guam. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel begründete den Schritt mit der "realen und klaren Gefahr", die von dem kommunistischen Staat ausgehe.Die Regierung in Pjöngjang legte auch in ihrer Rhetorik nach und erklärte, ein Atomangriff auf die USA sei inzwischen "geprüft und ratifiziert" worden.

Das US-Abwehrsystem solle in den kommenden Wochen nach Guam verlegt werden, teilte das US-Verteidigungsministerium weiter mit. Dazu gehöre ein mobiles Abschussgerät, Abwehrraketen und ein Verfolgungsradar. Im vergangenen Monat hatte Hagel bereits die Verlegung von 14 weiteren Abfangraketen nach Alaska sowie weitere Schritte zum Einsatz eines Raketenabwehr-Radars in Japan angekündigt. "Die USA bleiben wachsam angesichts der nordkoreanischen Provokationen und stehen bereit, US-Territorium, unsere Alliierten und unsere nationalen Interessen zu verteidigen", sagte eine Pentagon-Sprecherin.

Kurz zuvor hatten die USA bereits offiziell die Entsendung zweier Kriegsschiffe in den West-Pazifik bekanntgegeben, um die Raketenabwehr in der Region zu stärken. Es handele sich um die beiden Schiffe "Decatur" und "McCain", sagte Pentagonsprecher George Little. Diese Schiffe sind speziell für das Abfangen ballistischer Geschosse ausgerüstet.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich zuletzt erheblich verschärft. Nach seinem dritten Atomtest drohte Nordkorea den USA mit einem atomaren Erstschlag. Das US-Militär ließ seine Muskeln spielen, indem es etwa Kampfjets, Tarnkappenbomber und Zerstörer in die Region verlegte. Dort halten die USA derzeit mit ihrem Verbündeten Südkorea ein Manöver ab.

Die jüngste Eskalation belastete auch die Finanzmärkte. Die südkoreanische Börse gab um zwei Prozent nach, auch die Wall Street hatte nach der Ankündigung zur Raketenabwehr auf Guam im Minus geschlossen. An den Märkten werde zwar vermutet, dass es sich bei den nordkoreanischen Drohungen "um noch mehr Getöse" handele, sagte Rob Ryan von RBS in Singapur. Allerdings sei die Lage extrem angespannt.

Der Industriekomplex Kaesong blieb auch am Donnerstag abgeriegelt. Nordkorea drohte damit, die Anlage komplett zu schließen, obwohl sie ein wichtiger Devisenbringer für das verarmte kommunistische Land ist. Die südkoreanische Regierung erklärte, der Norden erlaube 222 Arbeitern aus dem Süden am Donnerstag die Ausreise.

Danach würden sich noch 606 Südkoreaner in der Anlage befinden. Südkorea forderte seine Staatsangehörigen auf, das Gebiet auf nordkoreanischem Boden zu verlassen. Dort befinden sich mehr als 100 südkoreanische Unternehmen, in denen rund 50.000 Nordkoreaner beschäftigt sind. Hergestellt wird dort Billigware wie etwa Kleidung.

(AP/REU/felt/csi)
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