Ägyptens gewaltsame zweite Protestwelle Mona Eltahawy - misshandelt von der Polizei

Kairo · Kairos Tahrir ist in diesen Tagen erneut zum Schauplatz der Gewalt geworden. 41 Tote gab es bei der jüngsten Protestwelle. Auch an diesem Freitag wollen die Demonstranten wieder gegen den Militärrat protestieren. Inzwischen werden sogar Journalistinnen vor der Arbeit in Ägypten gewarnt. Was ihnen passieren kann, erzählt die Bloggerin Mona Eltahawy. Sie befand sich zwölf Stunden in der Gewalt der Polizei.

 Die Bloggerin Mona Eltahawy war zehn bis zwölf Stunden in der Gewalt der Polizei.

Die Bloggerin Mona Eltahawy war zehn bis zwölf Stunden in der Gewalt der Polizei.

Foto: dapd

Es sind Bilder, wie man sie von Beginn des Jahres kennt, als die erste Protestwelle über Ägypten hinweg rollte. Demonstranten werfen Steine, Polizisten setzen Schlagstöcke ein und setzen massiv Tränengas ein. Und das soll stärker sein als je zuvor, wie Spiegel Online schreibt. Demnach berichten Hunderte Demonstranten im Internet davon. So zitiert die Webseite einen Augenzeugen mit den Worten: "Die Leute am Rande des Tahrir-Platzes kollabieren durch das Gas."

Auch Amnesty International hatte den derzeit in Ägypten regierenden Militärrat massiv kritisiert. Schlimmer als zu Zeiten des vormaligen Herrschers Hosni Mubarak soll es in dem Land nun zugehen. Und die Organisation Reporter ohne Grenzen warnt inzwischen, Frauen zur Berichterstattung nach Ägypten zu schicken. Grund dafür sind sexuelle Übergriffe auf mehrere Journalistinnen, wie etwa auf eine Französin, die von Männern in Zivil überfallen worden war.

Besitzerin zweier Pässe

Mona Eltahawy kann ebenfalls von solchen Übergriffen berichten - und tut dies auch, um die Gewalt der ägyptischen Polizei anzuprangern. In TV-Interviews und über ihren Twitter-Account spricht sie ausführlich über das, was ihr in den vergangenen Tagen geschehen ist.

Eltahawy besitzt sowohl einen ägyptischen als auch einen US-amerikanischen Pass. Sie schreibt unter anderem für den britischen "Guardian" und die dänische Zeitung "Politiken". Obwohl sie inzwischen in New York ansässig ist, kennt sie sich in den Ländern des arabischen Frühlings aus, war dort jahrelang als Reporterin tätig.

Am Mittwoch reiste sie wieder nach Kairo zum Schauplatz der Proteste, dem Tahrir. Vor dem Innenministerium sei sie dann von Polizisten aufgegriffen und rund zwölf Stunden eingesperrt worden. Sie hätten sie geschlagen und sexuell belästigt, schreibt sie auf allen Kanälen. Dazu hat sie ein Bild von ihren bandagierten Armen veröffentlicht.

"Ich bin frei", so beginnt ihr Bericht auf Twitter. Dann erzählt sie: "Meine rechte Hand ist so geschwollen, dass ich sie nicht mehr schließen kann." Nachdem sie vom Röntgen zurückkommt, berichtet sie, dass ihre rechte Hand und ihr linker Arm gebrochen seien. "Sie sind Hunde, und ihre Chefs sind Hunde", schreibt sie ihre Wut über die ägyptische Polizei heraus.

Arm und Hand gebrochen

In einem Interview auf CNN sagt die 44-Jährige, sie sei einfach da gewesen. In dieser Nacht vermutlich die einzige Frau, auch wenn sie nur eine von vielen sei, die sich an den Protesten beteiligen. Sie habe Fotos gemacht, um die Situation vor Ort zu dokumentieren, als sie plötzlich fünf oder sechs Männer von der Bereitschaftspolizei umzingelten. Sie hätten mit ihren langen Stöcken auf ihre Arme eingeschlagen, dabei habe sie sich die Brüche zugezogen.

Auf Twitter schreibt sie: "Sie fassten mir an die Brüste, berührten mich im Genitalbereich. Ich habe vergessen zu zählen, wie viele Hände versucht haben, in meine Hose zu fassen." Während ihrer Gefangenschaft seien ihr zwei Stunden die Augen verbunden worden, nachdem sie stundenlang habe warten müssen. Ihr Problem: Sie hatte ihren Pass auf dem Tahrir verloren.

Erst als die Polizisten festgestellt hätten, dass sie die doppelte Staatsbürgerschaft habe, erzählt sie, habe man sie freigelassen - und sich auch entschuldigt für das Verhalten der Polizisten. Eltahawy hatte Glück, sie betont in ihren Berichten aber auch, dass es vielen Ägyptern ebenso wie ihr ergeht - und vielen wohl noch wesentlich schlimmer.

Und dass die Gewalt schnell ein Ende nimmt, ist nicht absehbar. Auch wenn der Militärrat inzwischen einen neuen Ministerpräsidenten ernannt hat und die Parlamentswahl wie geplant stattfinden soll. Den Ägyptern selbst reicht das aber nicht mehr. Sie wollen sich ihre hart erkämpfte Revolution nicht kaputt machen lassen - und kämpfen weiter, koste es, was es wolle.

(das)
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