Erfolge als General im Irak, gestolpert in Petraeus-Affäre John Allen — Barack Obamas Mann gegen die Terrormiliz IS

Bagdad · Er ist Barack Obamas Mann im Kampf gegen die Terrormiliz IS: Der pensionierte US-General John Allen soll den internationalen Einsatz gegen die Dschihadisten koordinieren. Ein Mann, der den Irak nur allzu gut kennt und dort einige militärische Erfolge erzielte– dank Diplomatie. Zuletzt hatte er allerdings Schlagzeilen gemacht, weil er in den Strudel der Petraeus-Ehebruchs-Affäre geraten war.

 John Allen im Jahr 2012. Damals war er Isaf-Kommandeur in Afghanistan.

John Allen im Jahr 2012. Damals war er Isaf-Kommandeur in Afghanistan.

Foto: afp, THIERRY CHARLIER

Er ist Barack Obamas Mann im Kampf gegen die Terrormiliz IS: Der pensionierte US-General John Allen soll den internationalen Einsatz gegen die Dschihadisten koordinieren. Ein Mann, der den Irak nur allzu gut kennt und dort einige militärische Erfolge erzielte— dank Diplomatie. Zuletzt hatte er allerdings Schlagzeilen gemacht, weil er in den Strudel der Petraeus-Ehebruchs-Affäre geraten war.

Eigentlich hatte er sich im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedet, doch nun setzt US-Präsident Barack Obama wieder auf sein Geschick und seine Erfahrungen. Wie US-Beamte am Donnerstag (Ortszeit) sagten, werde Allen die Koordination der Beiträge verschiedener Länder im Kampf gegen die IS-Miliz übernehmen. Knapp 40 Länder haben sich dazu bereit erklärt, sich dem Kampf gegen die Dschihadisten anzuschließen. Die "Washington Post" jedenfalls bezeichnet ihn bereits als den "richtigen Mann" für diese Mission.

Denn der Irak, wo die Terrormiliz neben Syrien agiert, ist für Allen kein unbekanntes Terrain. Von 2007 bis 2008 leitete er dort — gemeinsam mit dem General David Petraeus — den Einsatz der amerikanischen Truppen, war Kommandeur in der Unruhe-Provinz Anbar. Er spielte eine entscheidene Rolle dabei, die sunnitischen Stämme auf die Seite der USA zu ziehen, um gemeinsam gegen das Terrornetzwerk zu kämpfen, die in dieser Region besonders aktiv waren.

"Was wir damals versucht haben, war, die arabische Bevölkerung vor Ort zum Handeln zu ermutigen. Sie sollten sich der Brutalität der Al Qaida entgegenstellen", zitierte ihn die Deutsche Welle im Jahr 2011. Damals hatte er gerade von Petraeus den Posten des Isaf-Kommandeurs in Afghanistan übernommen. Diplomatie und Verständnis für die Belange der Bevölkerung, das war und ist es, was Allen auszeichnet und das im Fall des Iraks in hohem Maße zur Beruhigung geführt hatte.

Kontakte zu Scheichs und Stämmen

"Bei der Aufstandsbekämpfung kommt man mit dem Töten nur bis zu einem bestimmten Punkt. Darüber sind wir schon seit langem hinaus", sagte er laut Deutsche Welle. Und USA Today sagte er damals laut "Washington Post": "Überall haben wir Misserfolge gesehen (...) im Irak lag das vor allem daran, dass wir die Rolle der Stämme und der Scheichs außer Acht gelassen haben."

Er scheint also der Mann für das richtige Gespür für Diplomatie zu sein und mit guten Kontakten auch in die Nachbarländer, die nun auch im Kampf gegen die IS helfen sollen. Und genau das dürfte auch der Grund gewesen sein, warum Barack Obama, der keinen neuen Krieg im Irak will, ihn als für die Koordination Zuständigen ausgewählt haben dürfte.

Allen selbst jedenfalls hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass der Terror des IS auch die USA etwas angehe. So beschrieb er den IS im August in einem Artikel für das Magazin "Defense One" als "klare und gegenwärtige Gefahr für die USA", wie mehrere US-Medien berichteten. "Wir haben nicht nach diesem Ernstfall gefragt", so Allen. "Aber das ist ein Moment für eine strategische Führung durch die USA."

Der Wirbel um die Petraeus-Affäre

Nun ist er also wieder mit an Bord, der Vier-Sterne-General, der nach seinem Engagement in Afghanistan (2011 bis 2013) eigentlich neuer Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte werden sollte. Doch die Bewerbung um den Posten zog er schließlich zurück, weil er — wie er selbst sagte — sich um seine erkrankte Frau kümmern wollte. Allerdings war er nur kurz zuvor in den Strudel der Petraeus-Affäre geraten.

Denn der General, mit dem er im Irak zusammengearbeitet hatte, stolperte als CIA-Chef über eine außereheliche Beziehung zu seiner Biografin Paula Broadwell. Broadwell hatte damals einer Bekannten der Petraeus-Familie, Jill Kelley, in Droh-E-Mails vorgeworfen, ebenfalls ein Interesse an Petraeus zu haben. Diese schaltete daraufhin das FBI ein.

Als die Behörden ermittelten, stießen sie auf E-Mails zwischen Allen und Kelley mit offenbar "unanständigem" Inhalt. Es sollen tausende Mails gewesen sein, sodass schließlich sogar gegen Allen ermittelt wurde — wegen "möglicherweise unangebrachter" Kontakte und möglicher Verstöße gegen den militärischen Verhaltenskodex. In dieser Zeit legte Washington auch seine Berufung zum Nato-Kommandeur auf Eis. Allen wurde später zwar vollständig entlastet, doch ein Nachgeschmack blieb, sodass viele in den USA vermuteten, dass er sich in den Ruhestand verabschieden würde.

(das)
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