Nahost-Konflikt Israelische Panzer besetzen Gebiete im Gazastreifen

Gaza/New York (rpo). Die Lage im nahen Osten droht zu explodieren: Bei Luftangriffen wurden drei Palästinenser getötet, darunter zwei Aktivisten des bewaffneten Arms der Hamas. Zuvor hatte das Sicherheitskabinett eine Ausweitung des Militäreinsatzes zur Rettung eines vor zehn Tagen verschleppten Soldaten angeordnet. UN-Generalsekretär Kofi Annan rief Israelis und Palästinenser zu Zurückhaltung auf. Die Lage im Nahen Osten sei "gefährlich", erklärte sein Sprecher in New York.

Am späten Mittwochabend rückte die israelische Armee weiter in den Gazastreifen vor. Etwa ein dutzend Panzer und Panzerfahrzeuge der israelischen Armee stießen nahe dem Grenzübergang Eres mehrere hundert Meter in den Norden des Gebiets vor, wie Augenzeugen berichteten. Die israelischen Armeeeinheiten postierten sich auf dem Gelände der zwei im vergangenen Jahr evakuierten Siedlungen Nissanit und Elei Sinai. Ein AFP-Fotograf vor Ort berichtete von Granatfeuer und Schüssen aus Maschinengewehren. Sieben Panzer bezogen zudem dort Stellung, wo sich vor einem Jahr die Siedlung Dugit befunden hatte, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Bei einem Luftangriff im Norden des Gazastreifens wurden ein Polizist und ein Aktivist des bewaffneten Arms der Hamas getötet, wie Sanitäter und Sicherheitskräfte sagten. Demnach war das 34-jährige Mitglied der Essedin-el-Kassam-Brigaden dabei, am Strand von Sudanija eine Mine nahe einer Polizeikaserne zu platzieren, als er durch eine Granate getroffen wurde. Gleichzeitig habe ein israelisches Kampfflugzeug eine Rakete auf den Mann abgefeuert, hieß es. Bei dem Angriff wurden zudem sechs Polizisten teils schwer verletzt.

Wenig später kam bei einem erneuten Luftangriff in derselben Gegend ein weiterer Aktivist der Essedin-el-Kassam-Brigaden ums Leben. Drei weitere Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt. In der Stadt Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen wurde am Abend ein Fahrer des arabischen Fernsehsender El Dschasira durch Schüsse verletzt. Zeugen berichteten, das Team des Palästinensers sei in einen Schusswechsel zwischen radikalen Palästinensern und israelischen Panzern geraten.

Unmittelbar vor dem Vorrücken der Armee war in der südisraelischen Stadt Aschkelon erneut eine von Gaza aus abgefeuerte Rakete eingeschlagen. Nach Militärangaben traf der Sprengsatz eine Grünfläche und richtete keinen Schaden an. Nach Fernsehberichten mussten jedoch mehrere Menschen wegen Schockzuständen behandelt werden. Erst am Dienstag war in einem Schulhof der 120.000 Einwohner zählenden Stadt eine aus Gaza abgefeuerte Kassam-Rakete eingeschlagen. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-el-Kassam-Brigaden, hatte sich zu dem Angriff bekannt.

Annan rief beide Seiten auf, vom "Abgrund zurückzutreten". Er verurteilte die Raketenangriffe palästinensischer Extremisten auf Israel. Zugleich drängte er Israel, von Handlungen abzusehen, die einer "Kollektivstrafe" der palästinensischen Zivilisten gleichkämen. Auch müsse es sicherstellen, dass Treibstoff und andere lebenswichtige Dinge in den Gazastreifen geliefert würden, erklärte sein Sprecher.

US-Außenministerin Condoleezza Rice betonte, es sei "wirklich an der Zeit", dass die Hamas den verschleppten Soldaten Gilad Schalit freilasse. "Es ist wirklich an der Zeit, dass jeder, der Einfluss auf die Hamas hat, dahingehend auf sie einwirkt", fügte Rice nach einem Treffen mit ihrem türkischen Kollegen Abdullah Gül in Washington hinzu. Sie vermied es, die israelischen Luftangriffe zu verurteilen. Der israelische Staat habe das Recht, sich zu verteidigen, bekräftigte Rice.

(afp)
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