Neue Kriegshandlungen in Gaza Israel feuert Raketen auf palästinensisches Innenministerium

Gaza (rpo). Israel hat in der Nacht zum Freitag den militärischen Druck auf die palästinensische Hamas-Regierung massiv erhöht. Die Luftwaffe flog Angriffe auf das Innenministerium in Gaza. In Rafah wurde ein Führer des Islamischen Dschihad getötet. Im nördlichen Gazastreifen legte die Armee die Stromversorgung lahm. Hintergrund für die Eskalation der Gewalt ist die Entführung des israelischen Soldaten Gilat Shalit.

Israel greift Gazastreifen an
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Obwohl die israelische Luftwaffe ihre Angriffe im Gazastreifen intensiviert hat, blieben die Bodentruppen zunächst noch in ihren Stellungen an der Grenze. Wie es hieß, hat Ägypten um den Aufschub gebeten, um noch in Verhandlungen die Freilassung des entführten israelischen Soldaten zu erreichen. "Je schneller das geschieht, desto so besser", erklärte der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz. Wenn der Soldat freigelassen und der Beschuss Israels mit Kassam-Raketen eingestellt sei, "dann kehren unsere Soldaten in ihre Stützpunkte zurück".

Nach Angaben des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak sind die Entführer des israelischen Soldaten Gilad Schalit unter bestimmten Bedingungen zur Freilassung des 19-Jährigen bereit. Israel habe dem aber noch nicht zugestimmt, hieß es. "Ägyptische Kontakte mit mehreren Hamas-Führern haben erste positive Ergebnisse gezeitigt", erklärte Mubarak in einem Interview. Es sei vereinbart worden, den am Sonntag verschleppten Soldaten unter bestimmten Bedingungen "so schnell wie möglich zu übergeben, um eine Eskalation zu vermeiden. Eine Einigung darüber mit der israelischen Seite wurde aber noch nicht erzielt."

Aus dem israelischen Außenministerium hieß es, Israel sei von einem solchen Angebot nichts bekannt. Die grundsätzliche Haltung Israels sei aber, dass der Soldat bedingungslos freigelassen werden müsse, sagte Sprecher Gideon Meir. Verhandlungen mit Kriminellen, die einen Soldaten auf israelischem Gebiet entführten, werde es nicht geben.

Mit einem Luftangriff auf das Innenministerium in Gaza setzte Israel die palästinensische Hamas-Regierung unterdessen weiter unter Druck gesetzt. Eine Rakete traf dabei das Büro von Innenminister Said Sijam im vierten Stock des Gebäudes, eine weitere die Räume von Sijams Leibwächtern im Erdgeschoss. Die zweite und dritte Etage, in denen Pässe hergestellt werden, blieben unversehrt. Verletzt wurde niemand. Die israelischen Streitkräfte bestätigten den Angriff. Ein Sprecher nannte das Gebäude "einen Treffpunkt zur Planung und Koordination von Terroraktivitäten".

Dschihad-Führer getötet

Augenzeugen berichteten weiter von Einschlägen in Einrichtungen der militanten Hamas-Bewegung und in einem Büro der Fatah von Präsident Mahmud Abbas in der Stadt. Innerhalb weniger Stunden flogen die israelischen Streitkräfte mehr als ein Dutzend Luftangriffe auf Ziele in Gaza. Auch aus anderen Orten des Autonomiegebiets wurden israelische Angriffe gemeldet. In Rafah wurde dabei ein Führer des Islamischen Dschihads getötet.

Bei einem israelischen Beschuss im nördlichen Gazastreifen wurde nach Krankenhausangaben ein fünfjähriges Mädchen verletzt. Ebenfalls im nördlichen Gazastreifen legte israelischer Artilleriebeschuss nach palästinensischen Angaben die Stromversorgung zum Teil lahm. Zwei Transformatoren seien getroffen worden.

Israel entzog zudem am Freitag vier führenden Hamas-Mitgliedern ihre Wohnrechte in Jerusalem. Sie können auch nicht mehr frei Israel reisen. Der Beschluss dazu wurde schon im April gefasst, die Anordnung wurde aber erst am Freitag von Innenminister Roni Bar-On unterzeichnet.

(ap)
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