Krise "deutlich kritischer" als 2015 Griechenland erwartet 100.000 Flüchtlinge im nächsten Jahr

Athen · Griechenland erwartet im kommenden Jahr rund 100.000 neue Flüchtlinge auf seinen Inseln, die aus der Türkei dorthin gelangen. Der griechische Ministerpräsident drängt Deutschland, Flüchtlinge von Lesbos direkt aufzunehmen.

 Migranten erreichen die Insel Lesbos. (Archivfoto)

Migranten erreichen die Insel Lesbos. (Archivfoto)

Foto: AP/Michael Varaklas

Allein in den vergangenen sechs Monaten habe sein Land 45.000 neue Flüchtlinge aufgenommen, sagte der Beauftrage der griechischen Regierung für die Erstaufnahme von Flüchtlingen, Manos Logothetis, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Dies bedeute, dass Griechenland nächstes Jahr mit rund 100.000 neu ankommenden Flüchtlingen zu rechnen habe.

Logothetis kündigte an, dass seine Regierung im kommenden Jahr 10.000 Asylsuchende von den griechischen Inseln in Richtung Türkei abschieben wolle. Dafür seien bereits 200 neue Asyl-Entscheider eingestellt worden. 270 weitere sollten noch eingestellt werden. Der Regierungsbeauftragte sprach von einer Krise, die "deutlich kritischer" für Griechenland sei als 2015. Damals seien die Flüchtlinge in andere EU-Staaten weitergezogen. Diesmal blieben sie auf den Inseln.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte kürzlich Deutschland angesichts der dramatischen Lage auf der Insel Lesbos zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge gedrängt. In der "Bild am Sonntag" bejahte er die Frage, ob Deutschland direkt Flüchtlinge aus Lesbos aufnehmen sollte.

Zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 waren täglich tausende Menschen von der türkischen Küste nach Lesbos und zu anderen griechischen Ägäis-Inseln übergesetzt. Seit dem EU-Flüchtlingsabkommen zwischen der Türkei und der EU im März 2016 ist die Zahl der Neuankömmlinge auf den Inseln zwar deutlich zurückgegangen. Seit einiger Zeit erreichen allerdings wieder mehr Menschen über die Ägäis Europa.

Trotz der angespannten Lage schickte Deutschland in diesem Jahr deutlich weniger Beamte zur Hilfe für die griechischen Asylbehörden auf die Inseln, berichteten die Funke-Zeitungen unter Berufung auf von ihnen eingeholte Informationen des EU-Asylbüros Easo. Demnach entsandte der Bund 2019 insgesamt 80 Asylexperten unter anderem vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auf die griechischen Inseln, um bei der Registrierung der Flüchtlinge zu helfen. 2018 waren es laut Easo allerdings noch 124 Beamte aus Deutschland, 2017 sogar 130.

(cka/AFP)
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