Mussa Ibrahim gefangen Gaddafis Sprecher offenbar nahe Sirte gefasst

Sirte (RPO). Kämpfer der neuen libyschen Führung haben nach eigenen Angaben den Sprecher des langjährigen Machthabers Muammar el Gaddafi gefangengenommen.

 Die deutsche Frau von Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim (Bild) ist offenbar aus Libyen geflohen.

Die deutsche Frau von Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim (Bild) ist offenbar aus Libyen geflohen.

Foto: AFP, AFP

Mussa Ibrahim sei am Donnerstag nahe Gaddafis Heimatstadt Sirte gefasst worden, sagte ein Kommandeur des Nationalen Übergangsrats der Nachrichtenagentur AFP. Die internationale Polizeibehörde Interpol schrieb Gaddafis Sohn Saadi weltweit zur Fahndung aus.

Ein weiterer Kommandeur der neuen Führung bestätigte die Festnahme Ibrahims. Kämpfer aus der Stadt Misrata hätten Ibrahim gefasst, sagte der Kommandeur Mohammed el Marimi. Es gebe Berichte, wonach Ibrahim als Frau verkleidet gewesen sei, dies könne er derzeit aber nicht bestätigen.

Noch in der vergangenen Woche hatte Ibrahim laut dem in Syrien ansässigen Fernsehsender Arrai zum "Widerstand" aufgerufen und "qualitative Siege" der Gaddafi-Anhänger verkündet. Das etwa 360 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegene Sirte ist eine der letzten Hochburgen der Gaddafi-Getreuen. In der Hafenstadt liefern sich Kämpfer der neuen Führung und Gaddafi-Anhänger seit Tagen heftige Gefechte.

Interpol gab eine Mitteilung an die 188 Mitgliedsländer zur Festnahme Saadi Gaddafis wegen mutmaßlicher Verbrechen während seiner Zeit als Präsident des libyschen Fußballverbandes heraus. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, sich unter Androhung von Gewalt bereichert zu haben. Die Fahndungsausschreibung erfolgte laut Interpol auf Antrag der neuen libyschen Führung.

Anfang des Monats hatte Interpol bereits Muammar el Gaddafi, dessen ältesten Sohn Seif el Islam und Geheimdienstchef Abdullah el Senussi zur Fahndung ausgeschrieben. Interpol reagierte auf ein Ersuchen des Internationalen Strafgerichtshofs, der Ende Juni Haftbefehle gegen die drei wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen hatte. Der 69-jährige Gaddafi ist seit Wochen untergetaucht, meldet sich aber regelmäßig mit Tonbandnachrichten zu Wort.

Saadi Gaddafi wurde zuletzt im Niger gesehen. Der Regierungschef des Landes, Brigi Rafini, bestätigte am Donnerstag, dass sich der Sohn Gaddafis in der Hauptstadt Niamey "in den Händen der nigrischen Regierung" befindet. Gegenüber AFP schloss er während eines Frankreichbesuchs aber eine Auslieferung an Libyen zumindest für den Moment aus. Zunächst müsse in seiner Heimat eine "faire Verteidigung" und "faire Behandlung" garantiert sein.

Zwei US-Senatoren beantragen beim US-Außenministerium, einen Teil des in den USA eingefrorenen Gaddafi-Vermögens zur Entschädigung von Opfern von durch Libyen unterstützte Terroranschläge zu nutzen. Dafür solle "ein kleiner Teil" des eingefrorenen Vermögens von 32 Milliarden Dollar (knapp 24 Milliarden Euro) verwendet werden, forderten der Demokrat Charles Schumer und sein republikanischer Kollege Johnny Isakson. Als Beispiele nannten sie unter anderem den Anschlag von Lockerbie im Jahr 1988.

(AFP/felt)
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