Silvio Berlusconi wird 75 Sie lieben ihn — trotz allem

Frankfurt/Main (RPO). Silvio Berlusconi ist die schillerndste Person in Europas Politik. Im Bau- und Mediengeschäft brachte er es bis zum reichsten Mann Italiens. Als Politiker prägt er das Land seit über 15 Jahren. Am Donnerstag feiert er seinen 75. Geburtstag - an einen Rückzug aus der Politik denkt der Senior jedoch offenbar nicht. Warum auch? Viele Italiener lieben seine Geschichte.

Silvio Berlusconi: Aussetzer und Leben des Cavaliere
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Foto: dpa/Angelo Carconi

In den vergangenen Monaten machte der italienische Ministerpräsident weniger mit politischen Initiativen Schlagzeilen, sondern vielmehr mit jugendlichen Geliebten und wilden Partys. Offenbar ließ er sich für seine Feiern junge Frauen von einem Geschäftsmann aus Bari zuführen. Die mutmaßlichen Prostituierten sollen sogar in Regierungsflugzeugen zu den Partys geflogen sein.

Prahlen mit der Manneskraft

Erfolge im Mediensektor

In den 70er Jahren richtete Berlusconi sein unternehmerisches Interesse zunehmend auf den Mediensektor.

Über die Holdings Fininvest und Mediaset ist Berlusconi an Filmproduktionsgesellschaften und Videotheken, Verlagen und Sportvereinen beteiligt. Von 1986 bis 2004 war er Präsident des Fußballvereins AC Milan.

Mit der Gründung seiner Partei Forza Italia (FI) trat Berlusconi 1994 in die Politik ein. Bei den Wahlen im März 1994 wurde die FI mit 21,5 Prozent auf Anhieb stärkste Partei, Berlusconi konnte seine Regierung allerdings nur bis Dezember behaupten.

Nach dem Rücktritt als Ministerpräsident arbeitete er am Aufbau eines stabileren Mitte-rechts-Bündnisses und gewann damit zwischen 1996 und 2001 sämtliche Kommunal- und Regionalwahlen.

"Lex Berlusconi"

Bereits seit Mitte der 90er Jahre liegt Berlusconi mit der italienischen Justiz im Dauerclinch. Zu den Vorwürfen gegen Berlusconi gehörten Meineid, Bestechung, illegale Parteienfinanzierung, Bilanzfälschung, Steuerhinterziehung und Mafiakontakte, ohne dass es in insgesamt elf Verfahren zu einer rechtskräftigen Verurteilung kam.

Im Juni 2003 verabschiedete das Parlament unter Boykott der Opposition ein umstrittenes Immunitätsgesetz ("Lex Berlusconi") für die vier höchsten Amtsträger der Republik.

Nach dem Scheitern der Mitte-links-Koalition unter Ministerpräsident Romano Prodi gewann Berlusconi 2008 mit seiner neuen Partei Volk der Freiheit die vorgezogenen Neuwahlen und kehrte ins Amt des Ministerpräsidenten zurück.

Bruch mit ehemaligem Vertrauten Fini

Ein Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Vertrauten Gianfranco Fini kostete Berlusconi die Mehrheit im Parlament. Zudem zog Fini im November vergangenen Jahres vier seiner Gefolgsleute aus dem Kabinett ab und schwächte die Regierung damit weiter.

Berlusconi hatte zuvor angekündigt, er wolle bis zur Wahl im Frühjahr 2013 im Amt bleiben. Viele Italiener lieben die Geschichte des Mannes, der es mit seiner Hände Arbeit nach oben geschafft hat.

Raus aus dem Scheißland...

(apd/csi)
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