Debatte in Mexiko Bürgerwehren und Drogenbanden rekrutieren Kinder

Mexiko-Stadt · Ein Foto einer minderjährigen Bürgerwehr führt in Mexiko zu einer heftigen Debatte. Präsident López Obrador räumt die Misstände ein - und macht den Erfolg sozialer Programme für die Rekrutierung von Kindern verantwortlich.

 Ein Jugendlicher an der Grenze zu Mexiko. (Archiv)

Ein Jugendlicher an der Grenze zu Mexiko. (Archiv)

Foto: dpa/Jair Cabrera Torres

Mexiko-Stadt (AP) - Bürgerwehren und kriminelle Banden in Mexiko setzen verstärkt Kinder für bewaffnete Konfrontationen ein. Präsident Andrés Manuel López räumte die Missstände am Donnerstag ein. Auch Drogenkartelle rekrutierten Kinder, erklärte er. Um das Problem an der Wurzel zu packen, müsse die Zerrüttung von Familien gestoppt, „Werte und materielles Wohlergehen gefestigt und jungen Leuten Aufmerksamkeit geschenkt werden“. So könne deren Rekrutierung vermieden werden.

Am Mittwoch hatte eine Bürgerwehr in Südmexiko ganz offen erklärt, erst acht Jahre alte Kinder für bewaffnete Patrouillen einzusetzen. Auf einem Foto aus der Gemeinde Alcozacán im südlichen Staat Guerrero waren 19 Kindersoldaten zu sehen, bewaffnet und vermummt, die als „Gemeindepolizei“ rekrutiert worden waren. Sie schienen zwischen 8 und 15 Jahren alt zu sein. Einige trugen Gewehre, die Jüngsten Stöcke.

In einer nahegelegenen Stadt hatte eine lokale Drogengang zuvor zehn Menschen getötet und die meisten Leichen verbrannt. Vertreter der Bürgerwehr argumentierten, die Kinder würden benötigt, um die Dörfer vor der Gang zu schützen.

Menschenrechtsgruppen zeigten sich entsetzt. Die Praxis gefährde nicht nur die Sicherheit der Kinder, sondern auch ihre seelische Gesundheit. Das Menschenrechtsbüro von Guerrero kritisierte die Bürgerwehren und warf ihnen in einer Mitteilung vor, die Kinder Gefahren auszusetzen. „Wir lehnen kategorisch die Verwicklung Minderjähriger in Sicherheitsaufgaben ab, die ihre physische Sicherheit, ihr Leben und ihre Entwicklung aufs Spiel setzen.“

López Obrador zufolge ist die Rekrutierung von Kindern durch Drogenkartelle auf den Erfolg sozialer Programme zurückzuführen. Weil diese Jugendlichen die Möglichkeit bieten, zu studieren oder zu arbeiten, fehlten den Kartellen Mitglieder. Deshalb griffen sie auf Kinder zurück.

Die Nichtregierungsorganisation Reinserta un Mexicano A.C. („Gliedert einen Mexikaner wieder ein“), die sich für Gefangene und Jugendliche einsetzt, prangerte die Position der Regierung von Guerrero als unverantwortlich an.

Die Gewalt durch Drogenbanden in Guerrero hat viele Anwohner abgelegener Dörfer vertrieben. Die Bürgerwehren argumentierten, viele Kinder könnten ihre Schulbildung nicht über die Grundschule hinaus fortsetzen, weil sie zu große Angst hätten, ihre Kleinstädte zu verlassen, um zur nächsten weiterführenden Schule zu kommen.

(ala/dpa)
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