Persönlich Annette Schavan . . . ist auf dem Sprung nach Rom

In der Via di Villa Sacchetti hat man die Aufregung der Stadt längst hinter sich gelassen. Der Tiber ist irgendwo hinter dem Meer der Dächer verschwunden. In der wohltuenden Gelassenheit der Via di Villa Sacchetti ahnt man, warum die Stadt Rom die ewige genannt wird. Dort hat die deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl ihren Sitz, und dort dürfte in absehbarer Zeit auch Annette Schavan ihren neuen Amtssitz haben: als erste deutsche Botschafterin beim Vatikan. Bestätigt ist zwar noch nichts, auch ähnelt das Prozedere der Neubesetzung eher einer Papstwahl.

So muss darüber erst das Bundeskabinett befinden, dann darf der Bundespräsident zustimmen, und schließlich muss noch das Einverständnis des Vatikans eingeholt werden. Doch das Verfahren soll bereits im Gange und gar Gegenstand der Koalitionsverhandlungen gewesen sein. Und wirklich strittig kann diese Personalie ja nicht sein. Bei einer Frau, die nach achtjähriger Amtszeit als Bundesbildungsministerin mit vielen diplomatischen Wassern gewaschen sein dürfte. Bei einer Katholikin, die Theologie an der Universität von Berlin lehrt und die im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ihr Verständnis von notwendigen Kirchenreformen immer konstruktiv vorzubringen wusste.

Schavan weiß, was sie will, sie hat die Fähigkeit, dies durchzusetzen, und sie verfügt über reichlich Moderationsgeschick, wenn nach gänzlich neuen Wegen gesucht werden muss. Annette Schavan ist eine sehr gute Besetzung auf diesem kleinen, doch öffentlichkeitswirksamen Botschafterstuhl; und sie wäre eine glänzende, hätte die Düsseldorfer Universität 2013 ihr nicht den Doktortitel wegen des Vorwurfs des Plagiierens aberkannt. Es gibt genug Experten, die diesen Beschluss des Fakultätsrats bis heute anzweifeln.

Was soll's, wird sich die 58-jährige, in Jüchen geborene CDU-Politikerin vielleicht denken, wenn sie demnächst von irgendeinem Koalitionsknatsch aus Berlin hört und den Tag in der Via di Villa Sacchetti mit einem Lächeln begrüßt.

(RP)
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