Neues Weltraumteleskop „James Webb“ Mitte Juli werden neue Bilder erwartet

Düsseldorf · Die Weltraumorganisationen Nasa und Esa sind mehr als zufrieden: Seit dem Start am 25. Dezember 2021 hat das James-Webb-Weltraumteleskop bislang alle Tests mit Bravour bestanden. Mitte Juli möchte man erste detaillierte Bilder veröffentlichen.

 Vergleich der Bilder aus der Großen Magellanschen Wolke in 160.000 Lichtjahren Entfernung. Links ein altes Bild des Spitzer-Teleskops, rechts eine neue Aufnahme von „James Webb“.

Vergleich der Bilder aus der Großen Magellanschen Wolke in 160.000 Lichtjahren Entfernung. Links ein altes Bild des Spitzer-Teleskops, rechts eine neue Aufnahme von „James Webb“.

Foto: Nasa/NASA/JPL-Caltech (left), NASA/ESA/CSA/STScI (right)

Zufrieden, stolz und ein wenig begeistert: So haben Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde Nasa und der europäischen Raumfahrtorganisation Esa am Montagabend über den Stand des James-Webb-Weltraumteleskops berichtet. Das internationale Gemeinschaftsprojekt zusammen mit Kanada hat bislang alle Hürden genommen. Die Instrumente haben ihre Betriebstemperatur bei minus 220 Grad Celsius und noch kühler erreicht. Alle 18 wabenförmigen Spiegel konnten bestens ausgerichtet werden. Unter irdischen Bedingungen ließ sich das zwar berechnen, aber nur bedingt testen. Und tatsächlich ist es präziser gelungen, als man es in der Schwerelosigkeit in 1,5 Millionen Kilometer Entfernung erwartet hatte. Dort, am sogenannten zweiten Lagrange-Punkt, gleicht sich die Schwerkraft der Erde und Sonne aus und das Weltraumteleskop nimmt eine mehr oder weniger konstante Position ein. Die Spiegel-Waben werden nun ständig überwacht und ihre Position gegebenenfalls alle zwei Tage korrigiert.

Dennoch ist Kostenpflichtiger Inhalt das neue „Auge der Menschheit“ noch nicht für den Einsatz freigegeben. Denn neben den Spiegeln müssen nun alle Instrumente geprüft und kalibriert werden. Zudem werden alle möglichen zig Tausend Computer-Kommandos gesendet und die Reaktion getestet. Das wird noch einige Wochen dauern. Aber bereits in dieser Phase gehören auch die ersten wissenschaftlichen Aufnahmen und Analysen zum Test-Programm. Die Nasa- und Esa-Experten kündigten am Montagabend an: Mitte Juli wird man die ersten spektakulären Aufnahmen veröffentlichen. Damit will man zeigen, was sich mit internationaler Kooperation erreichen lässt. Gerade in Zeiten weltweiter Spannungen. Aber auch, um die Menschheit von Astronomie und dem Kosmos zu begeistern, wie es vor knapp 30 Jahren bereits das Weltraumteleskop „Hubble“ getan hat.

Die Bilder, die Mitte Juli veröffentlicht werden, sollen dabei das gesamte Spektrum des Infrarot-Teleskops abdecken. Und dazu zählen Aufnahmen nur wenige 100 Millionen Jahre nach dem Urknall, als unser Universum vor 13,6 Milliarden Jahren entstanden ist. Eine offene Frage ist, wie sich Galaxien damals in den „Babystunden“ des Kosmos überhaupt entwickelt haben. Und woraus bestanden die ersten Sterne in diesen frühen Jahren genau? Aber ebenso will man herausfinden, was sich in den Zentren junger und „alter“ Galaxien sowie unserer Milchstraße finden lässt.

Aber das Infrarot-Teleskop wird auch Planeten um ferne Sonnen in unserer Nachbarschaft untersuchen: so wie im knapp 40 Lichtjahres entfernten Trappist-System. „Webb“ wird die Atmosphäre dieser fernen Welten analysieren können. Die Hoffnung ist, Spuren von Wasser zu finden oder Kohlenstoffverbindungen. Das wäre ein deutliches Indiz, dass Leben dort zumindest möglich scheint.

Und in unserem Sonnensystem soll das Weltraumteleskop die eisigen Monde Jupiters und des Saturn untersuchen. Dafür aber muss „Webb“ in der Lage sein, diese Objekte nicht nur in den Fokus zu nehmen, sondern auch über längere Zeit zu verfolgen. Die Tests dazu wurden ebenfalls mit Bravour bestanden. Bald steht dem Weltraumteleskop darum nichts mehr im Weg, seine „Augen“ vollends zu öffnen und unseren Horizont zu erweitern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort