Jagdprüfung in Neukirchen-Vluyn Sie haben das Grüne Abitur bestanden

Neukirchen-Vluyn · Die Jägerprüfungen im Kreis Wesel sind abgeschlossen. Nach der dreitägigen Prüfung erhielten die Prüflinge ihren Jägerbrief. Warum die staatlich anerkannte Prüfung auch Grünes Abitur genannt wird.

 Die Prüflinge sind froh, die Tontaubenprüfung auf der Schießanlage bestanden zu haben.

Die Prüflinge sind froh, die Tontaubenprüfung auf der Schießanlage bestanden zu haben.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Sie haben über Monate gebüffelt und gepaukt. Neben den Treffen in Lerngruppen bestimmten Wald- und Revierbegehungen den Vorbereitungslehrgang der angehenden Jäger im Kreis Wesel. Für den Abschluss sorgte nun die dreiteilige Prüfung. Der schriftliche Teil fand im Weseler Kreishaus statt, die Schießprüfung auf dem Schießstand in Vluynbusch, der praktisch-mündliche Teil im Xantener Schützenhaus. „Wir haben landesweit wie bei den Abiturprüfungen einen zentralen Termin“, sagt Harold Ries, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wesel. Angefangen hatte alles mit einem Informationstreffen in Issum im Oktober. Richtig los ging es dann im Januar im Haus Oermterberg in Rheurdt. Unterrichtsfächer wie Wildbiologie, Wildhege, Jagdbetrieb, Wildschadenverhütung, Land- und Waldbau standen auf dem Plan.

Es folgten Waffenrecht, Führung von Jagdhunden, Versorgung von erlegtem Wild unter Berücksichtigung der Wildbrethygiene, Jagdschutz, Tier- und Naturschutz sowie Landschaftspflege. Besonderheit: Die Kreisjägerschaft prüft als einzige das Fach Naturschutz und stellt einen Ausweis aus. Die Ausbildung umfasst mindestens 120 Stunden in Theorie und Praxis, und das alles neben dem Berufs- und Familienalltag. „Das gemeinsame Lernen hat uns richtig zusammengeschweißt“, ist eine der positiven Erfahrungen in der Gruppe. Die Kreisjägerschaft Wesel stellte sich indes einer anderen Herausforderung. „Wir haben zwei Jahre Corona mit Lockdowns erlebt. Mit online-Ausbildungsmodulen haben wir uns digital völlig neu aufgestellt“, betont Ries. Die Motivation, das so genannte Grüne Abitur zu machen, ist vielfältig. „Mein Vater ist Jäger. Ich habe die Jagd von Kindesbeinen an kennengelernt“, sagt Eileen Sondermann (19). „Mein Mann hat bereits den Jagdschein. Jetzt können wir zusammen jagen“, ergänzt Alina Kölking (31). Für Norman Faßbender (41) war die Jagd schon immer ein Thema. Der Lehrgang kam für ihn zur richtigen Zeit. Für Achim Kloppert (64) erschließt sich ein weiteres Feld. „Ich sehe jetzt die Natur mit ihren Kreisläufen mit anderen Augen.“

Der Falkner braucht beispielsweise den Jagdschein, um sich der Falknerei zu widmen. Dass Jagd der Kritik ausgesetzt ist, gehört für Harold Ries wie auch sein Vorgänger Alfred Nimphius zum täglichen Brot. Wildfleisch aus heimischen Revieren zählt zu den gesunden Delikatessen. Ein amtlich vorgegeben Abschussplan regelt verbindlich, was, wann und wieviel erlegt werden darf. „Die Jagd mit der Waffe macht den kleinsten Teil im Jahr aus. Die meiste Zeit wird für die Anlage von Wildäckern, Biotopen, der Biotoppflege und Hege verwendet. Wir Jäger sind an Schulen unterwegs, hängen Nistkästen auf oder kümmern uns um angefahrenes Wild“, ergänzt Alfred Nimphius. Vor kurzem hat die Kreisjägerschaft erfolgreich ihr Drohnenprojekt gestartet, das nun noch erweitert wird. Mit Drohnen werden zur Kitzrettung die Wiesen vor der Mahd abgeflogen. „450 Kitze haben wir so gerettet. Aber nicht, um sie zu erlegen, wie uns Kritiker vorwerfen. Wer einmal Kitze gesehen hat, die ins Häckselwerk gekommen sind, wird diese Bilder nicht mehr vergessen“, so Nimphius.

Die Prüfung findet einmal im Jahr statt. Von 40 Teilnehmden fielen zwei durch. Sechs Personen wiederholen ab August.

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