Galaktische Teilchenschauer Zerstörten Sonnenstürme die Alaska-Pipeline?

Greifswald (rpo). Die überraschende Ausfall der Alaska-Pipeline treibt die weltweiten Ölpreise in die Höhe. Wissenschaftler untersuchen derzeit die Gründe für die Beschädigung. Eine Theorie: Verheerende Sonnenstürme auf der Nordhalbkugel könnten die Rohre zerstört haben.

Die auf die Erdoberfläche auftreffenden Plasmawolken führten nachweisbar zu einem Spannungsaufbau in den kilometerlangen Leitungen, sagte der Greifswalder Astrophysiker Frank Jansen auf Anfrage einer Nachrichtenagentur.

An den Stahlummantelungen der Rohrleitungen herrschten dann stunden- oder tagelang elektrische Spannungen von bis zu zwölf Volt, sagte Jansen. Dies beschleunige die Korrosion enorm und könne im Verlauf von Jahren sogar zu kleinen Löchern in den Leitungen führen. Je nördlicher sich eine Pipeline befinde, desto intensiver sei sie den galaktischen Teilchenschauern ausgesetzt. Das hätten entsprechende Untersuchungen in Kanada, aber auch in Schweden und Finnland bewiesen. Auch die deutsche Ruhrgas-Pipeline in Hessen habe nachweisbar im Februar 1999 nach einem Sonnensturm unter erhöhter Spannung gestanden.

Galaktische Teilchenschauer

Vergangene Woche waren an der 1977 in Betrieb gegangenen Alaska-Erdölleitung Korrosionsschäden festgestellt worden. Den Untersuchungen zufolge ist inzwischen ein etwa 26 Kilometer langer Abschnitt im Norden durchgerostet, so dass die Erdölförderung eingestellt werden musste.

Jansen hatte sich kürzlich persönlich vor Ort über den Zustand der Alaska-Pipeline informiert. Der Forscher betreibt seit sechs Jahren in Greifswald eine Weltraumwetterwarte, in der auf der Basis von Satellitenmessungen Sonnenaktivitäten beobachtet werden. Ziel ist es, das Herannahen gefährlicher galaktischer Teilchenschauer vorauszusagen. In Greifswald soll zudem im Herbst das Weltraumwetter-Teleskop "Mustang" der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) installiert werden.

Galaktisch-kosmische Teilchenschauer können nachweislich zu Störungen in Kraftwerkstransformatoren, Eisenbahnsignalanlagen oder Computersystemen an Bord von Flugzeugen führen. Zudem können geomagnetisch induzierte Ströme Telekommunikation zu Satelliten sowie im Handyverkehr lahm legen. Entsprechende Erscheinungen im Weltraumwetter wurden inzwischen in drei verschiedene Warnstufen eingeteilt. Während die Stufe "Grün" auf eine normale Sonnenaktivität und kosmische Strahlung hinweist, informiert "Gelb" über erhöhte Aktivitäten. Mit der Stufe "Rot" warnen die Wissenschaftler vor der unmittelbaren Ankunft von Weltraumwetterereignissen auf der Erde.

(afp)
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