Ölpreis weiter unter Druck Schaden auf BP-Ölfeld größer als befürchtet

New York (rpo). Schlechte Nachricht für die Entwicklung des Ölpreises: Der Schaden an einer Pipeline im größten Ölfeld der USA ist offenbar deutlich größer als bisher bekannt. Betreiber BP teilte mit, dass insgesamt 26 Kilometer Rohre ausgewechselt werden müssen. Das Ölfeld könnte daher noch Monate lang geschlossen bleiben.

Der Ölpreis fiel am Dienstag nur leicht, nachdem die Nachricht über die Schließung des Feldes Prudhoe Bay die Preise am Montag hatte explodieren lassen.

Im Computerhandel an der New Yorker Rohstoffbörse wurden für ein Barrel (159 Liter) leichtes Rohöl 76,71 Dollar gezahlt, 27 Cent weniger als zum Handelsschluss am Montag. Der Schlusskurs am Montag hatte 2,13 Dollar gegenüber dem letzten Handelstag zugelegt. Zwischenzeitlich mussten sogar 77,30 Dollar für das Fass bezahlt werden.

BP hatte am Montag die Schließung des Feldes in der Prudhoe Bay mit einer Förderung von 400.000 Barrel am Tag bekannt gegeben, nachdem der Schaden festgestellt worden war. An manchen Stellen der Leitung betrug die Wandstärke nur noch rund 20 Prozent. Die Korrosion war erst auf Druck der Überwachungsbehörden entdeckt worden. Nach BP-Angaben war für die Leitungen eine Lebensdauer von 25 Jahren vorgesehen, inzwischen seien es schon 29 Jahre geworden. Die Reparatur wird laut BP Wochen oder Monate dauern, möglicherweise wird aber schon vorher wieder Öl fließen.

Opec kann Ausfall nicht in entsprechender Qualität ersetzen

Das Feld in Prudhoe Bay im Norden Alaskas ist das größte Ölfeld der USA, acht Prozent der US-Ölproduktion am Tag fallen nach der Schließung aus. Das Feld wurde 1968 entdeckt, seit 1977 läuft die Produktion. Das Öl muss über eine Pipeline 1.300 Kilometer durch Alaska nach Süden gepumpt werden, ehe Tanker es übernehmen können. BP hält 26 Prozent der Anteile am Feld, je 36 Prozent halten ExxonMobile und ConocoPhillips, aber BP führt die Arbeiten vor Ort.

Aus der North Slope genannten Gegend in Nord-Alaska kommen insgesamt 800.000 Barrel pro Tag, Prudhoe Bay förderte 400.000 davon. Vor allem der US-Staat Kalifornien ist von dem Produktionsausfall betroffen, 20 Prozent des kalifornischen Ölverbrauchs stammen aus Alaska. Der Benzinpreis an den US-Tankstellen liegt fast wieder auf dem Rekordniveau von September 2005.

Das Alaska-Öl ist wie das Nordsee-Öl so genanntes Leichtöl, also von hervorragender Qualität und leicht zu verarbeiten. Nach Angaben eines OPEC-Vertreters kann das Kartell der Erdöl exportierenden Länder diese Top-Qualität nicht ersetzen. Nach Branchenangaben könnte nur noch Saudi-Arabien seine Produktion erhöhen, die übrigen Länder fördern am Limit. Saudi-Arabien aber fördert vor allem das unbeliebte Schweröl, das nicht in allen Raffinerien verarbeitet werden kann.

Der Ausfall von Prudhoe Bay kommt zu mehreren anderen Faktoren hinzu, die zur Zeit den Ölpreis hoch halten: Die Lage im Libanon und im Mittleren Osten, Unruhen in Nigeria und der Beginn der Sturmsaison im Golf von Mexiko.

In Deutschland stieg der Benzinpreis nach Aral-Angaben unterdessen auf 1,405 Euro für einen Liter Super, Diesel kostete 1,18 Euro pro Liter. Der Jahreshöchstpreis für Super wurde Mitte Juli mit rund 1,425 Euro erreicht.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort