Düsseldorf Der Winter verabschiedet sich wieder

Düsseldorf · Binnen einer Woche fiel die Temperatur in Düsseldorf um 18 Grad. Aber der frühe Wintereinbruch mit Schnee und scharfem Nachtfrost in Ostdeutschland sagt nichts über den weiteren Verlauf des Winters aus. Der November wird wohl durchschnittlich warm und feucht werden.

Der erste Schnee verschwand so rasch, wie er gekommen war. Meistens taute er schnell auf dem viel zu warmen Boden weg. Die Meteorologen versichern, dass der Wintereinbruch am Wochenende nur ein kurzes Intermezzo war. In dieser Woche wird es im Westen Deutschlands keinen Nachtfrost mehr geben, die Temperaturen erreichen tagsüber mehr als zehn Grad. Der schönste Tag der Woche soll der Mittwoch sein, an dem sogar gelegentlich die Sonne scheint. Das bleibt aber die Ausnahme.

"Über den Verlauf des Winters sagt der erste Schnee im Oktober nichts", erklärt Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net. Trotz des frühen Schnees sieht sein Wettertrend einen eher wechselhaften Winter voraus. Mitte Dezember könnte es russische Kälte geben, die aber wohl nicht bis Weihnachten durchhält. Erst im Februar erwartet Jung in seiner vorsichtigen Interpretation der Wettermodelle eine zweite Kältewelle, dazwischen wird es zwar nass – aber der Schneefall könnte auf die höheren Mittelgebirge und die Alpen begrenzt bleiben.

Der Schnee im Oktober kam quasi direkt aus der Arktis. Bis zu 20 Zentimeter fielen, auch in die tieferen Regionen von Sachsen und Thüringen. Begleitet von einem plötzlichen Einbruch der Temperaturen: Während die Kälte vom Nordpol sich normalerweise gern erst zum Nordkap verlagert und dann über Norwegen und Schweden südwestwärts zieht, ging es diesmal ganz schnell. Und wenn die acht Grad warme Nordsee die polare Luft nicht noch erwärmt hätte, wäre das Thermometer noch viel tiefer gefallen.

Immerhin verzeichneten viele Orte Ostdeutschlands zweistellige Minusgrade. In Neuhaus im Thüringer Wald wurde gestern Morgen über dem Boden minus 14 Grad gemessen, in Berlin waren es minus zehn, Kaiserslautern und Gera meldeten minus sieben. Doch die besondere Konstellation, die die kalten Luftmassen über Schottland direkt nach Deutschland führte, bleibt nicht lange erhalten. Am Mittwoch sind die Temperaturen durchweg tagsüber wieder zweistellig und auch nachts positiv.

Für den November sind die Aussichten der kommenden Wochen jetzt eher saisontypisch. Wenn die Wetterforscher wie zurzeit von einer raschen Abfolge von Tiefdrucksystemen aus Richtung Westen sprechen, meinen sie damit wechselhaftes, aber mildes Wetter und Tageshöchst-Temperaturen im Bereich von etwa sieben bis 15 Grad. Eine stabile Hochdruckwetterlage sei für die kommenden zwei Wochen unwahrscheinlich, mehr Feuchtigkeit wird es dagegen wohl geben – aber kein Schnee.

In den Annalen des deutschen Wetterdienstes wird einmal – 1881 – sogar am 5. Oktober über Schnee berichtet. Auch beim Schneechaos in den 1970er Jahren hat es in der damaligen DDR im Flachland mal im Oktober geschneit. Ansonsten hatte das diesjährige Wetter-Intermezzo das Zeug für Rekorde: Etliche Wetterstationen im Flachland verzeichneten erstmals Schnee im Oktober. Viele Bäume trugen sogar noch Laub – mit Schnee ein ungewohntes Bild.

Wie dramatisch der Wetterumsturz war, zeigt das Beispiel Hohenpreißenberg: Seit 1779 wird auf fast 1000 Meter Höhe im bayerischen Alpenvorland südwestlich von München das Wettergeschehen notiert. Am vorhergehenden Wochenende verzeichnete die älteste Bergwetterwarte der Welt einen neuen Temperaturrekord für einen Oktober: 28 Grad statt bisher 26,3 Grad haben die Nachfolger der Mönche am 19. Oktober gemessen – nach Lesart der Meteorologen ein echter Sommertag. Eine Woche später stand das Thermometer bei minus fünf Grad. Eine Differenz von 33 Grad binnen einer Woche: Das haben selbst langgediente Wetterbeobachter noch nicht erlebt. In Düsseldorf fiel die Tageshöchst-Temperatur binnen einer Woche um knapp 18 Grad (Grafik).

Bei diesem Jojo-Wetter haben Erkältungen Hochsaison: Es sind zwar nicht mehr Viren als sonst im Herbst im Umlauf, aber Kälteeinwirkung schwächt das Immunsystem, wenn der Körper darauf noch nicht vorbereitet ist. Zudem sind die Nasenschleimhäute wegen der geringeren Luftfeuchtigkeit trockener und anfälliger für Infektionen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort