Berlin Schuppenflechte: Patienten unterversorgt

Berlin · Jeder zweite Patient, der an einer ausgeprägten Schuppenflechte leidet, ist medizinisch unterversorgt. Diese Zahl hat der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) anlässlich des Welt-Psoriasistages 2012, wie die Schuppenflechte in der medizinischen Fachsprache heißt, bekannt gegeben. Der Verband schätzt, dass es letztlich rund 500 000 Deutsche sind, die nicht richtig behandelt werden – und Einbußen von Lebensqualität wegen ihrer Krankheit hinnehmen müssen.

Vor allem bei Kindern fürchtet der Verband, dass die Schuppenflechte nicht ausreichend behandelt wird. Das liegt zum einen daran, dass es für sie bei der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung deutlich weniger Behandlungsmöglichkeiten als für Erwachsene gibt. "Viele Medikamente sind für Kinder nicht zugelassen, die bei Erwachsenen möglich sind", sagt der Dermatologe Matthias Augustin von der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Ein weiterer Grund: Kinderärzte behandeln die Schuppenflechte nicht wirklich. Erwachsene mit einem ersten Schuppenflechte-Schub gehen Augustin zufolge in 70 Prozent der Fälle direkt zum Hautarzt. Dieser verordne dann zum Beispiel sehr häufig äußerliche Vitamin-D-Anwendungen. Kinder landen dagegen in der Regel beim Kinderarzt und bekämen dort kaum diese Verordnung. "Kinder werden beim Kinderarzt meist nicht auf Psoriasis behandelt", betont auch Ottfrid Hillmann von der Selbsthilfe-Organisation Deutscher Psoriasis Bund.

Schuppenflechte zeigt sich häufig im Alter von zehn bis 20 Jahren das erste Mal. Es handelt sich um eine lebenslange, chronische Erkrankung. "Das ist 30, 40 Jahre oder länger ein Thema", erläutert Augustin. Die Krankheit gehe häufig mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen und Depressionen einher, die sich viel besser in den Griff bekommen lassen, wenn die Grunderkrankung richtig behandelt wird.

Dennoch ist klar: Die Schuppenflechte lässt sich nicht heilen, sondern nur symptomatisch behandeln. Ihre Ursache liegt nämlich hauptsächlich in genetischen Dispositionen. Neben der traditionellen Therapie, wie sie von Hautärzten empfohlen wird, gibt es auch alternative Verfahren. Welche Methode dem Einzelnen hilft, lässt sich kaum vorhersagen. Etwa zwei bis drei Prozent der Mitteleuropäer, also rund zwei Millionen Deutsche, sind von der Krankheit betroffen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort