Kunstakademie Die Mondlicht-Maler

Düsseldorf (RP). Wenn andere Studenten nach einer langen Woche beim Alt entspannen, haben ihre Kommilitonen an der Kunstakademie noch nicht Feierabend gemacht. In der Dunkelheit strahlt Licht aus einigen Zimmern des alten Gebäudes.

 Auch nachts wird in der Kunstakademie gewerkelt.

Auch nachts wird in der Kunstakademie gewerkelt.

Foto: RP, Bauer

Wer da wohl noch arbeitet? Die Gänge, in denen Hunderte Bilder stehen, sind dämmrig, in der Luft liegt der typische Geruch der Akademie, ein Mix aus Farbe, Lack, Karton und Leinwand. Es ist still.

Während wir die Treppe zur ersten Etage nehmen, hörern wir leise Stimmen. Jennifer Schulz sitzt mit ihrem Laptop vor der Ateliertür. Sie hat die Arbeit an einem Bild unterbrochen, um Mails abzurufen. Schon den ganzen Tag ist sie an der Akademie. "Als Künstler hat man nie Feierabend und kein Wochenende", sagt die Studentin der Klasse Anzinger. "Der Schaffensprozess richtet sich nicht nach Uhrzeiten. Man braucht lange, um den richtigen Farbton herzustellen. Und dann betrachtet man ein Bild über eine Stunde."

Wir setzen unseren Streifzug in der obersten Etage fort. Hier riecht es nach Klebstoff, nach Lacken. Von irgendwoher schallt harte Musik den Gang entlang. Wir ziehen weiter, in Richtung der Klänge und des stärker werdenden Sprühlack-Geruchs. Hier oben ist mehr Leben auf den Gängen, in einigen Räumen wird noch gearbeitet.

Schließlich ist die Quelle der Musik gefunden. Drei Künstler stehen in einem Raum vor einer großen Leinwand. Sie sprayen, sie pinseln, sie gestalten gemeinsam. Der Raum ist Chaos pur: Spraydosen, Fahrradreifen, Holzbalken, alte Computer, ein Staubsauger und viele Farbdosen liegen umher. "ZPXY" nennen Fabian Herkenhoener, Ali Altin und Jan Pleitner ihr Projekt. "Wir sind meistens spät hier, tagsüber schlafen wir", lachen die drei, die zur Klasse Tal R. gehören. Sie arbeiten mit Lack, Silikon, Styropor, Öl, Acryl, Kreide, Papier — sie lassen ihren Arbeitsprozess nicht von Sonne oder Mond bestimmen.

Auf dem Weg nach unten treffen wir Jennifer wieder. Nachdem sie sich die Werke einiger Kommilitonen angeschaut hat, macht sie Schluss. Bis morgen —auch wenn Samstag ist.

(RP)
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