Hilfe könnte schon viel zu spät kommen Wasserwüste Mosambik

Johannesburg (dpa) - In den Katastrophengebieten Mosambiks haben auch am Freitag noch insgesamt etwa 20 000 Menschen auf Rettung gewartet. Die Hauptwelle der internationalen Hilfe wurde für das Wochenende erwartet. Deutschland, die USA und Frankreich haben die Entsendung von rund zwei Dutzend Hubschraubern angekündigt.

Die Hilfsorganisationen in Mosambik befürchten, dass die Hilfe teilweise zu spät kommen könnte, weil viele der Opfer sehr geschwächt sind. Sie haben seit Tagen nichts mehr gegessen. Außerdem mangelt es an sauberem Trinkwasser. Die sieben in Mosambik operierenden südafrikanischen Hubschrauber haben inzwischen rund 10 000 Menschen das Leben gerettet.

Da das Wasser etwa im Save-Tal wieder zurückging, wollten einige Mosambikaner bereits wieder nach Hause. Wegen der zu erwartenden Regenfälle am Wochenende wurde aber versucht, die Menschen zum Bleiben in den Auffanglagern zu bewegen.

Die Leiterin des Büros der Welthungerhilfe in Mosambik, Ingrid Hoffmann, sieht bei der Kanalisierung der internationalen Hilfe keine Probleme. Die Zusammenarbeit zwischen Mosambikanern und den ausländischen Hilfsorganisationen sei gut eingespielt. Sie rechnet damit, dass das Hochwasser erst in sechs bis acht Wochen ablaufen wird.

In Mosambik, Simbabwe und Südafrika hatte es schon vor vier Wochen zu regnen begonnen. Die Hochwasserkatastrophe geht nun zurück auf eine verheerende Kombination aus trotz Regenzeit sehr starken Regenfällen, dem Wirbelsturm „Eline“ und einer zwangsläufigen Öffnung der Staudämme in Südafrika und Simbabwe. Alle größeren, ostwärts fließenden Flüsse aus Südafrika und Simbabwe wie etwa der Limpopo kommen durch Mosambik, ehe sie in den Indischen Ozean münden. Die Schleusen am riesigen Kariba-Stausee in Simbabwe und dem Cabor Bassa- Staudamm mussten geöffnet werden, um Dammbrüche zu vermeiden - das bedeutete noch mehr Wassermassen für Mosambik.

Die drei BGS-Hubschrauber, die das Bundesinnenministerium für die Rettung der Flutopfer bereitstellt, konnten am Freitagabend nicht wie geplant nach Mosambik starten. Die Firma, die den angemieten Großraumtransporter vom Typ Antonow stelle, hatte Schwierigkeiten mit den verabredeten Zeiten. Das sagte ein Sprecher der BGS-Fliegergruppe in St. Augustin bei Bonn. Statt am Freitagmorgen um 07.00 Uhr sollte die Antonow erst gegen 16.00 Uhr in Köln/Wahn eintreffen. Am Sonntag sollen vier weitere Hubschrauber der Bundeswehr folgen. Auch die finanziellen Mittel für die Flutopfer wurden von drei Millionen auf zehn Millionen Mark aufgestockt. Die finanzielle Hilfe könne jederzeit bei Bedarf erweitert werden, teilte das Auswärtige Amt mit.

Großbritannien schickte ein bisher im Persischen Golf stationiertes Versorgungsschiff mit fünf Hubschraubern vom Typ Sea King nach Mosambik geschickt. Premierminister Tony Blair sagte am Freitag, die „Fort George“ werde in etwa einer Woche im Katastrophengebiet ankommen. Sie habe auch Wasser, Medikamente und Lebensmittel an Bord. Blair wies in seiner Internet-Rede Kritik an zu spätem Handeln zurück: „Aber man kann niemals sagen, dass man genug getan hat oder dass man nicht noch mehr hätte tun können.“

Eine Million Menschen obdachlos

Durch die Flutkatastrophe sind in Mosambik eine Million Menschen obdachlos geworden oder auf der Flucht vor den Wassermassen. Nach Angaben von Unicef, dem UN-Kinderhilfswerk, sind rund die Hälfte der Obdachlosen Frauen und Kinder. Es werden tausende Tote befürchtet. Für die kommenden Tage werden neue, starke Regenfällen erwartet. Außerdem droht der Zyklon „Gloria“ nach Angaben von Meteorologen nach Mosambik zu ziehen.

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) wehrte sich im ARD-Morgenmagazin gegen den Eindruck, die deutsche Hilfe sei zu langsam angelaufen. Man sei nach einem straffen Zeitplan vorgegangen. Auf den Einwand, dass die Organisation von Hilfe eine Woche gedauert habe, gestand Scharping ein: „Man hat es bei Naturkatastrophen zwar mit einen schwer kalkulierbaren Umstand zu tun, aber es ist schon richtig, dass in Fragen der zivilen Hilfe die Reaktionsgeschwindigkeit der internaitonalen Gemeinschaft und der einzelnen Staaten schneller werden kann.“

Nach Ansicht des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Wolfgang Ischinger, sind vor allem die Nachbarstaaten Mosambiks wie etwa Kenia gefordert, zu helfen. „Das geht auch viel schneller, weil sie näher dran sind“, sagte Ischinger im WDR. Auch er wies Kritik an einer zu zögerlichen Hilfe Deutschlands zurück. Der frühere Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) kritisierte eine zu langsame internationale Hilfe. „Wir feiern hier Karneval, und dort ertrinken zehn-, wenn nicht hunderttausende von Menschen“, sagte Kinkel der „Berliner Morgenpost“.

(RPO Archiv)
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