Schweiger neuer Star im Tatort

Til Schweiger wird angeblich neuer Ermittler im Hamburger "Tatort". Der Kinostar soll dem Krimi wieder bessere Quoten bescheren. Damit setzt die ARD den Trend fort, prominente Schauspieler zu verpflichten.

Hamburg An Selbstbewusstsein hat es dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) nicht gemangelt bei der Wahl seines neuen Hamburger "Tatort"-Kommissars. Mit Til Schweiger tritt nach Informationen der "Bild"-Zeitung einer der derzeit bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Schauspieler die Nachfolge des türkischen Kommissars Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) an, der seit 2008 in der Hansestadt ermittelt. Offiziell bestätigen wollte die ARD die Verpflichtung des 47-Jährigen zwar noch nicht. Auch Schweiger selbst wollte sich nicht äußern. Berichten zufolge ist man sich aber weitgehend einig. Die Verträge sollen bis Jahresende unterzeichnet sein, wurde unter Berufung auf Produktionskreise gemeldet. Demnach sind jährlich zwei Folgen geplant, die Dreharbeiten zwischen Kiez und Elbufer sollen im Frühjahr 2012 beginnen.

Über das Ende des türkischen Ermittlers hieß es beim NDR, dass Kurtulus sich "in der Zukunft verstärkt um seine internationalen Filmprojekte kümmern" wolle. Doch es gilt als offenes Geheimnis, dass er beim Fernsehpublikum durchfiel – die Quote sank für "Tatort"-Verhältnisse dramatisch, nicht einmal sieben Millionen Zuschauer schalteten ein, wenn Kurtulus auf Verbrecherjagd ging.

Der gebürtige Freiburger Til Schweiger dagegen, dessen Karriere 1990 in der ARD-Serie "Lindenstraße" begann, lockte mit Filmen wie "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" Millionen Zuschauer in die Kinos. Seine Popularität soll dem NDR offenbar schnell zu großem Erfolg verhelfen. Vorbei sind die Zeiten, als Schauspieler aus der zweiten und dritten Reihe die Chance erhielten, die Rolle eines "Tatort"-Kommissars zu übernehmen und so selbst zum Fernsehstar aufzusteigen. Beispiel Ulrike Folkerts: Sie war nur wenigen Zuschauern ein Begriff, als sie 1989 erstmals die Ludwigshafener Hauptkommissarin Lena Odenthal verkörperte. Seitdem zählt sie zu den gefragtesten Schauspielerinnen des Landes. Ebenfalls nicht zur ersten Riege gehörten Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt, die seit 1997 als Duo Freddy Schenk und Max Ballauf im Kölner "Tatort" ermitteln. Und selbst Manfred Krug war in Westdeutschland wenig populär, bis er als Kommissar Paul Stoever im Hamburger "Tatort" auf Verbrecherjagd ging. Sie alle bekamen von der ARD Zeit, ihre Charaktere über Jahre hinweg erfolgreich zu entwickeln.

Doch diese Geduld bringen die Sendeanstalten für ihre neuen Kommissare immer seltener auf. Jüngster Fall: Nach nur sieben Folgen verkündete der Saarländische Rundfunk (SR) das Aus für die Saarbrücker Ermittler Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Stefan Deininger (Gregor Weber). Die Geschichte der beiden sei zu Ende erzählt, erklärte der SR zwar offiziell – doch der wahre Grund dürfte wie in Hamburg mit der sinkenden Quote zusammenhängen. Die Darsteller jedenfalls zeigten sich nach ihrer Kündigung verärgert.

Die neuen Ermittler müssen vor allem eins sein: prominent, ehe sie zum "Tatort" kommen. Til Schweiger ist nur das jüngste Beispiel. Der Hessische Rundfunk (HR) engagierte 2010 für den Frankfurter Ableger der Krimireihe Joachim Krol, der seit Jahren zu den beliebtesten deutschen Schauspielern zählt. In Wiesbaden ermittelt seit vergangenem Jahr der mehrfach als bester deutscher Schauspieler ausgezeichnete Ulrich Tukur als Kriminalhauptkommissar Felix Murot. In diese Kette reiht sich auch Simone Thomalla ein, die im Leipziger "Tatort" Verbrechen aufklärt.

Beim NDR denkt man offenbar darüber nach, Schweiger noch zwei prominente Kollegen an die Seite zu stellen. Jürgen Vogel ("Hotel Lux") und Wotan Wilke Möhring ("Homevideo") sollen in den Krimi eingebunden werden. Beide waren zuvor selbst als Nachfolger des erfolglosen Mehmet Kurtulus gehandelt worden.

(RP)
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