Streit um die offizielle Trauerfeier im Salzburger Dom Nach der Brandkatastrophe herrscht Eiszeit zwischen den Kirchen

Wien (dpa). Nach der Brandkatastrophe am Kitzsteinhorn mit 155 Toten sind die Bande zwischen der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs zerschnitten. "Zwischen den christlichen Kirchen herrscht Eiszeit", analysierte selbst die konservative österreichische Zeitung "Die Presse" am Donnerstag in Wien. Hintergrund ist die Weigerung des Salzburger Erzbischofs Georg Eder, die offizielle Trauerfeier im Dom am vergangenen Freitag als ökumenischen Gottesdienst zu zelebrieren.

Der als dogmatisch geltende Eder hatte auf die Wünsche der Salzburger Landesregierung nach einem solchen gemeinsamen Gottesdienst stur reagiert. Er habe dem politischen Druck nicht nachgegeben, sagte Eder stolz. Auch auf die Kritik der konservativen Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel reagierte er schroff. Die Politiker sollten sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen.

Jetzt ging der Bischof mit dem Ehrentitel "Primus Germaniae" noch einen Schritt weiter. "Wenn die evangelische Kirche die Katholiken zum Abendmahl einlädt, obwohl wir das nicht wollen, dann ist das ein unfreundlicher Akt", sagte Eder dem Magazin "News" (Donnerstagausgabe). "Man sollte jetzt eine Pause machen. Das würde nicht schaden", antwortete er auf die Frage, ob die Ökumene fortgesetzt werden soll. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn denke ähnlich.

Der evangelische Salzburger Bischof Herwig Sturm hatte am Vortag kritisiert, dass die beiden Kirchen "angesichts einer solchen Katastrophe zu streiten beginnen. Das ist wirklich unter jeder Kritik." Kurz zuvor hatte sein katholischer Amtskollege in einem Brief mitgeteilt, ein ökumenischer Staatsakt hätte nicht im Dom, sondern im "Großen Festspielhaus" stattfinden können.

Die altkatholische, evangelisch methodistische und evangelisch lutherische Kirche in Salzburg hatten schon zuvor öffentlich Eders Verhalten angeprangert: "Wir protestieren gegen Demütigungen, die sich gegen ökumenisch gesinnte Kollegen richten, gegen herabwürdigende Äußerungen über unsere Kirchen und gegen ein unpartnerschaftliches Verständnis von Ökumene."

Anlass des Protestes war ein Aufsehen erregender Fall im Oktober. Eder hatte den katholischen Pfarrer der Stadtpfarre St. Paul, Dechant Peter Hausberger, von seinem Amt suspendiert. Dieser Schritt wurde damit begründet, dass der Dechant die Eucharistie in Konzelebration mit dem methodistischen Nachbarpfarrer gefeiert hatte.

(RPO Archiv)
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