Möglicher Grund für Unglück am Kitzsteinhorn Anwalt: Hinweise auf Missbrauch der Kaprunbahn für Baulasten
Mönchengladbach (dpa/lnw). Nach der Brandkatastrophe in Kaprun gibt es Hinweise auf einen Missbrauch der Gletscherbahn für den Transport von Baulasten. Ein anonymer Hinweisgeber habe ihm entsprechende Informationen zukommen lassen, sagte der Rechtsanwalt Christof Wellens am Donnerstag in Mönchengladbach. Wellens vertritt mehrere Angehörige von Opfern des Unglücks.
Der Informant sei offenbar selbst an den Bauarbeiten beteiligt gewesen, da er sehr viele interne Fakten habe nennen können. Der Mann habe erzählt, dass in den Monaten vor dem Unglück nachts unzulässiger Weise große Mengen Baumaterial mit der Bahn transportiert worden seien. Die Lasten seien für Arbeiten an Gebäuden an der Bergstation benötigt worden. Der Transport mit dem Hubschrauber sei aus Kostengründen verworfen worden.
Durch den Materialtransport könnte die Gletscherbahn in Mitleidenschaft gezogen worden sein, sagte Wellens. Dies würde auch das abwehrende Verhalten vieler Miteigentümer der Bahn bei der Suche nach den Ursachen des Unglücks erklären, so der Anwalt.
Die Ursachenforschung der Brandkatastrophe am österreichischen Kitzsteinhorn dauert nach wie vor an. Bei dem Unglück waren am 11. November 155 Menschen ums Leben gekommen, darunter 37 Deutsche. Nach Ansicht von Experten hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein technischer Defekt die Katastrophe ausgelöst.
Unterdessen hat eine Gruppe deutscher Skifahrer die Betreiber der Kapruner Gletscherbahn neuerlich schwer belastet. Die Bahn sei in den Tagen vor der Brandkatastrophe mehrmals wegen offensichtlicher Betriebsstörungen aufgefallen, teilten sie dem Salzburger Landeshauptmann (Ministerpräsidenten), Franz Schausberger, in einem Brief mit. Es habe wiederholt außerplanmäßige Halte im Tunnel gegeben, heißt es in dem Schreiben, das am Donnerstag auszugsweise vom österreichischen Wochenmagazin "News" veröffentlicht wurde.