London Milliardär will "Titanic II" bauen

London · Auf dem Luxusschiff, das Clive Palmer bauen will, soll es zugehen wie Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die gute Nachricht zuerst: Es soll diesmal für alle genug Rettungsboote geben. Und die schlechte: An Bord der "Titanic II" wird moderne Kommunikation tabu sein. Das bedeutet: keine Digitalfotos von der prachtvollen Großen Treppe, keine Facebook-Kritiken der exquisiten Menus, keine romantischen Handy-Fotos bei Sonnenuntergang auf dem Bug im "Jack-und-Rose"-Stil, mit denen man die daheimgebliebenen Freunde neidisch machen könnte. Mangels Internetverbindung sollen die Passagiere auf dem neuen "Schiff der Träume" in altmodischen Kleidern von 1912 auf dem Oberdeck promenieren, gepflegte Unterhaltungen in den Salons führen oder im Bauch des stählernen Riesen zu Geige-Klängen den irischen Jig tanzen.

So stellt sich die sechstägige Überfahrt nach New York der australische Unternehmer Clive Palmer vor, der 2016 eine Legende zum Leben erwecken will. Viele haben davon geträumt, die auf ihrer Jungfernfahrt 1912 gesunkene Titanic nachzubauen. Der 58-jährige Palmer aber macht jetzt Nägel mit Köpfen. "Warum flogen wir zum Mond? Weil wir es konnten, und jetzt können wir die Titanic-Vision verwirklichen", erklärt der Mann, der mit Erzhandel ein Milliardenvermögen gemacht hat.

Jetzt stellte Palmer in London konkrete und angeblich weit fortgeschrittene Pläne einer nostalgischen Schiffsverbindung zwischen Europa und Amerika mit einer fast genauen Kopie des von einem Eisberg versenkten Luxusliners mit 2208 Menschen. Die angeblich 380 Millionen Euro teure "Titanic II" soll den Reisenden alle Annehmlichkeiten des berühmten Originalschiffs bieten. Wie vor mehr als 100 Jahren sollen sich die Passagiere verschiedener Klassen auf dem Ozean-Riesen nicht untereinander mischen dürfen. Anders als der früher weltgrößte Dampfer wird jedoch die neue "Titanic" nicht in Belfast, sondern auf einer chinesischen Werft in Nanking entstehen. Sie soll ferner über Klimaanlagen und modernste Satellitennavigation verfügen. Ein weiterer Unterschied zum Unglücksdampfer ist der um vier Meter verbreiterte und angeblich stabilere Rumpf. Schließlich hat die Betreibergesellschaft Blue Star Line für das neue "Traumschiff" 18 Rettungsboote eingeplant, die im Ernstfall mehr als 3000 Menschen aufnehmen sollen. "Es wird das sicherste Kreuzfahrtschiff der Welt sein", versprechen die Betreiber. Vor dem Hintergrund des Unglücks von 1912 mit 1513 Toten bemüht sich der zukünftige Besitzer der "Titanic II" darum, das Wort "unsinkbar" zu vermeiden. Palmer: "Alles kann sinken, wenn man ein Loch hineinbohrt." Wegen der Klimaerwärmung gebe es aber kaum noch Eisberge im Atlantik, beruhigte der Milliardär manche seiner abergläubischen Kunden.

Ums Geld gehe es ihm nicht, trotzdem sagt Palmer: "Ich will es ausgeben, bevor ich tot bin." Andererseits will er nach eigenen Worten mit dem schwimmenden "Denkmal" all die "tapferen Seeleute" ehren, die ihre Leben im Ozean gelassen haben.

(RP)
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