Assauer spricht im TV über seine Krankheit "Es ist eine wirklich schwierige Situation"

Düsseldorf · Rudi Assauer spricht in der ZDF-Sendung "Volle Kanne" von seiner Alzheimer-Erkrankung. Es geht ihm gut, sagt er - für ihn untypisch - wortkarg. Er wirkt nachdenklich, die Krankheit beschäftigt ihn spürbar.

Rudi Assauer spricht im TV
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"Wie ausgewechselt" heißt das Buch, dass er über sein Leben und den Alzheimer geschrieben hat. Darin beschreibt er auch, wie sein Alltag seit der Diagnose aussieht. Bei "Volle Kanne" spricht er darüber, wie er mit der tückischen Krankheit umgeht. Begleitet wird er unter anderem von seine Tochter Betty und seinem langjährigen Freund Werner Hansch. Es wird wohl Assauers einziger TV-Auftritt zu diesem Thema sein.

Gerne sei er gekommen, sagt Assauer nach der Begrüßung. Es gehe ihm gut, sagt er kurz und bündig. Es sind nur wenige Worte, die er sagt, untypisch für den Macher. Werner Hansch, sein Freund sagt, "der Junge ist gut drauf". Er sei in sehr guten ärztlichen Händen. "Es ist eine wirklich schwierige Situation", sagt Assauer ganz ruhig, fast schon in sich gekehrt. Man merkt ihm an, dass ihn die Krankheit beschäftigt. Er wirkt ernst und nachdenklich.

Er will Aufklärer sein

"Im letzten Jahr ist es so gekommen, dass ich hinterher nicht mehr wusste, mit wem ich gesprochen habe", sagt er in einem vorher aufgezeichneten Film. Er wolle auch weiter als Vorbild dienen - und als Aufklärer in Sachen Alzheimer.

Im Studio erklärt er, dass er nie Angst hatte, diese Krankheit öffentlich zu machen, das habe für ihn von Anfang an festgestanden. Seine Tochter sagt, es ist gut, dass es nun bekannt ist. "Dieses ihn schützen müssen ist weg. Es ist jetzt einfacher, er kann sich viel freier bewegen."

Sein Freund Werner Hansch erzählt von Veranstaltungen, die die beiden in der Vergangenheit zusammen absolviert haben. "Es wurde schwieriger", erzählt er in BEzug auf die Krankheit. Assauer selbst hält sich zurück, hört seinem Freund intensiv zu. Hansch erzählt, wie er den Freund darauf angesprochen hat, dass etwas nicht stimme. "Da bekam er einen fast krampfartigen Weinanfall und sagte: 'Ich weiß es doch'."

Die Sendung gibt Einblicke, die man von Assauer so wohl nicht kennt. Ein Film zeigt den Ex-Schalke-Manager in seiner neuen Bleibe - bei seiner Tochter. Wie sie zusammen lachen, wie er nachdenklich durch die Wohnung läuft, beim Tipp-Kicker-Spiel. Assauer selbst erzählt wenig von seinem Alltag, sagt nur, im Grunde gehe es ihm gut. Es sind eher die anderen, die erzählen, wie schwierig es ist, mit dieser Krankheit umzugehen und den Alltag zu bewältigen.

Nur ab und zu ein Lächeln

Er freue sich über die Sympathien, die von Fans kommen. "Das gibt mir ja auch noch einmal einen Schub", sagt Assauer. Von dem Macho, als den ihn viele kennen, ist an diesem Vormittag nichts zu sehen. Keine Sprüche, keine rauchende Zigarre (obwohl sie für ihn bereit liegt). Nur ab und zu erscheint ein Lächeln auf seinen Lippen, meist dann, wenn seine Freunde Geschichten aus der gemeinsamen Zeit erzählen.

Er erzählt, wie die Arena Auf Schalke aufgebaut wurde, wie er morgens um acht selbst zur Baustelle gefahren ist. "Immer wenn ich etwas gemacht habe, dann habe ich das durchgezogen", sagt Assauer. "Das Publikum", das sei es, was Schalke ausmache. Es habe eine Bandbreite, die kein anderer Verein habe.

In einem kurzen Film geht es dann zurück in die Vergangenheit: Assauer und Werner Hansch, zwei Fußballfreunde, besuchen das Haus, in dem der Ex-Schalke-Manager aufwuchs, wo er zur Schule ging. Erinnerungen, die bei ihm angesichts der Krankheit immer mehr verschwinden werden.

Und dann kommt doch der Rudi Assauer durch, den die Fans so lieben. "Darf ich jetzt rauchen", hat er den Moderator gefragt. Vier bis fünf Zigarren paffe er noch am Tag. Auf die Kritik, dass es nur eine Medieninszenierung ist, sagt seine Büroleiterin: "Wie hätten wir es sonst tun sollen? Mit einer Pressekonferenz, wo wir nicht alles unter Kontrolle haben oder so mit dem Buch und den Auftritt?"

"Er ist feinfühliger geworden"

Assauer sagt über das neue gemeinsame Leben mit seiner Tochter, er merke, dass sie nun mehr Zeit miteinander verbrächten. "Wir haben uns wieder zusammengerauft", sagt er. "Er ist sensibler, feinfühliger geworden", ergänzt Tochter Bettina. Er wisse nicht, ob das wirklich so sei, entgegnet ihr Vater.

"Es wurde etwas lebendig in ihm", erzählt wiederum Werner Hansch von einer Runde, zu der langjährige Freunde gekommen waren, um sich mit Assauer über alte Zeiten zu unterhalten. Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann war etwa dabei. "Das war eine tolle Sache", sagt Assauer selbst. Erinnerungen kämen aber auch hoch, wenn er Auf Schalke sei. Schließlich habe er die Arena mit aufgebaut. "Das macht schon Spaß, vor allem, wenn man gewinnt."

Auf die Frage, wie er mit einem dunklen Moment umgeht, sagt Assauer: "Man muss da durch. Man muss das auf die Seite legen und da durchgehen. Dann ist die Birne auch wieder frei." "In aller erster Linie machen wir beide das mit uns aus", ergänzt Tochter Bettina. Aber sie erzählt auch von der vielen Unterstützung, die die beiden erfahren.

Und auch die Schalke-Fans wünschen Rudi Assauer alles Gute und viel Kraft. Da rutscht sogar dem alten Schalker ein Lächeln über die Lippen. "Im Grunde hat sich ja nichts geändert. Ich kann laufen, ich kann gehen", sagt er zum Schluss der Sendung. Und wenn ihn jemand anspreche, dann gebe er auch eine Antwort.

(das)
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