Dresden/Prag Erdbeben erschüttert Tschechien

Dresden/Prag · Ausläufer des Bebens waren in Sachsen, Thüringen und Bayern zu spüren.

Das heftigste Erdbeben seit fast 30 Jahren hat die deutsch-tschechische Grenzregion erschüttert. "Es war so stark, dass die Menschen aus den Häusern gerannt sind", berichtete ein Augenzeuge im tschechischen Fernsehen. "Mir haben die Knie gezittert", sagte ein anderer. In der Gemeinde Stribrna bei Cheb (Eger) stürzten Kamine ein, und Mauern bekamen Risse, wie die örtliche Feuerwehr mitteilte. Aus Sachsen, Thüringen und Bayern wurden weder größere Schäden noch Verletzte gemeldet.

Das Zentrum des Bebens lag bei Novy Kostel nahe der deutschen Grenze in einer Tiefe von 8,5 Kilometern. Unterschiedliche Institute gaben seine Stärke mit 4,2 bis 4,6 an. Die Auswirkungen waren im Umkreis von 200 Kilometern bis nach Nürnberg zu spüren, wie Seismologe Siegfried Wendt vom Geophysikalischen Observatorium der Uni Leipzig sagte. In Sachsen und Thüringen schreckte der Erdstoß viele Menschen auf. In der tschechischen Grenzregion waren ein deutliches Rumsen zu spüren und ein Knall zu hören. Selbst im 150 Kilometer entfernten Prag klirrten Gläser in den Schränken. Von Ostsachsen über Ostthüringen bis Mittelfranken berichteten Anrufer bei der Polizei ebenfalls von klirrenden Gläsern und wackelnden Fußböden.

Das Geophysikalische Institut Prag gab die Stärke des Bebens mit 4,5 bis 4,6 an. Das hätten neue Berechnungen ergeben, sagte Seismologe Josef Horalek. "Es war entweder das zweitstärkste oder sogar das stärkste Beben der letzten 100 Jahre in der Region." Ein ähnlich starkes Beben hatte zuletzt im Dezember 1985 das Grenzgebiet erschüttert.

Bis gestern gab es mehr als 100 Nachbeben mit deutlich geringeren Stärken. "Die deutlich erhöhte Aktivität kann über Monate anhalten, oder nach 14 Tagen vorbei sein", sagte der Leipziger Experte Wendt. Niemand könne das vorhersagen. "Es ist jedes Mal eine Überraschung."

"Das Vogtland ist ein typisches Erdbebengebiet in Deutschland", sagte Seismologin Monika Bischoff. Dort treten immer wieder Schwarmbeben - eine Gruppe von Erschütterungen ähnlicher Stärke binnen kurzer Zeit - auf. Erst vor einer Woche hatte solch eine Serie bei Novy Kostel mit einer Stärke bis 3,5 gen Norden ausgestrahlt.

(dpa)
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