Messerattacke in Brokstedt Mutmaßlicher Zug-Angreifer schon länger in Deutschland

Update | Brokstedt/Düsseldorf · Nach dem Angriff auf Zugreisende in einem Regionalzug sind nun erste Informationen über den Angreifer bekannt. Der Mann soll schon länger polizeilich bekannt sein. Was man noch über ihn weiß.

 Blumen und Kerzen liegen auf dem Bahnsteig im Bahnhof von Brokstedt. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am 25.01.2023 zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden.

Blumen und Kerzen liegen auf dem Bahnsteig im Bahnhof von Brokstedt. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am 25.01.2023 zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden.

Foto: dpa/Marcus Brandt

Bei dem tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein haben zwei Menschen lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Sie befänden sich ebenso wie ein drittes Opfer weiter im Krankenhaus, sagte die schleswig-holsteinische Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Donnerstag, 26. Januar, in Kiel. Sütterlin-Waack korrigierte die Zahl der Verletzten von sieben auf fünf. Außerdem korrigierte sie das Alter der getöteten Jugendlichen von 16 auf 17 Jahre. Neben der Heranwachsenden wurde ein 19 Jahre alter Mann getötet, beide Opfer kannten sich.

„Aufgrund des sehr dynamischen Tatverlaufs ist immer noch sehr viel unklar“, sagte die Landesinnenministerin. So sei auch die Motivlage des 33 Jahre alten mutmaßlichen Angreifers Ibrahim A. nach wie vor unklar. A. sei bei seiner Festnahme in Brokstedt verletzt gewesen und zunächst behandelt worden, inzwischen sei er in Polizeigewahrsam. „Ergebnisse einer Vernehmung gibt es noch nicht, so dass wir über Motive nichts sagen können.“

Wie Sütterlin-Waack sagte, fanden die Ermittler in vier Waggons des betroffenen Regionalzugs Blutspuren. Der Mann sei noch im Zug überwältigt worden. Wie es zu seinen Verletzungen kam, sei unklar.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) versprach bei einem Besuch in Brokstedt, sie werde alles tun um aufzuklären, warum „ein solcher Täter noch hier im Land war.“

Auch Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, äußerte sich zu der Tat. Er dankte den Rettungs- und Einsatzkräften. Alle hätten einen „großartigen Job geleistet“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag bei einem Besuch in Brokstedt.

Nach Angaben des Kieler Integrationsministeriums war der Mann nicht ausreisepflichtig. Sein Aufenthalt in Deutschland sei erlaubt gewesen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Kiel. Der 33 Jahre alte staatenlose Palästinenser war Ende 2014 erstmals nach Deutschland eingereist. Aus welchem Land er damals kam, blieb am Donnerstag zunächst unklar. Auch wie ein 2021 eingeleitetes Verfahren auf Rücknahme des subsidiären Schutzes ausging, blieb in der Pressekonferenz von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ungewiss. Es wurde auf die Zuständigkeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge verwiesen.

Er wurde seit 2015 wiederholt in Nordrhein-Westfalen und Hamburg straffällig. Erst kürzlich wurde er in Hamburg aus der Untersuchungshaft entlassen.

Am Freitag, 27. Januar, soll in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Brokstedt der Opfer des Messerangriffs in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg gedacht werden. Wie der Kirchenkreis Altholstein am Donnerstag mitteilte, ist die Andacht für 17 Uhr in der Brokstedter Kirche angesetzt. Besucherinnen und Besucher könnten dann eine Kerze entzünden. Es soll zudem den Rettungskräften gedankt werden.

(lst/AFP/dpa)
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