Deutscher Comedypreis Warum Männer oft als lustigeres Geschlecht gelten - und was dran ist

Berlin · Die Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Comedypreis haben eine Gender-Deabtte ausgelöst: Es sind deutlich mehr Männer als Frauen nomniert. Diskriminierung, oder sind Männer einfach lustiger? Diese Frage beschäftigt auch Wissenschaftler.

 Comedian Luke Mockridge wird den diesjährigen Deutschen Comedypreis moderieren (Archivfoto).

Comedian Luke Mockridge wird den diesjährigen Deutschen Comedypreis moderieren (Archivfoto).

Foto: dpa/Henning Kaiser

Carolin Kebekus, Klaas Heufer-Umlauf, Jan Böhmermann oder Olli Schulz - es ist das Gipfeltreffen der deutschen Spaßmacher. Beim Deutschen Comedypreis am kommenden Freitag in Köln geht es traditionell lustig zu. Comedian Luke Mockridge wird die Livesendung (20.15 Uhr) auf Sat.1 moderieren und gewiss manche Spitze austeilen. Dieses Jahr jedoch ist die Veranstaltung selbst von der eigenen Branche aufgespießt worden. „Muss man auch erstmal schaffen: In der Comedypreis-Kategorie Podcast sind mehr Thomas Schmidts nominiert als Frauen“, twitterte die Autorin Giulia Becker Anfang September.

Becker (29) meinte Thomas „Tommi“ Schmitt vom Podcast „Gemischtes Hack“ und Thomas Schmitt, der am Mikro von „Baywatch Berlin“ sitzt, beide für die Kategorie „Bester Comedy-Podcast“ nominiert.

Als Dritter steht „Fest & Flauschig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz auf der Liste. Somit war in ersten Planungen keine einzige Frau nominiert. Später besserten die Veranstalter nach und schufen die Kategorie „Beste Comedy-Podcasterin“. Man finde „inzwischen auch, dass wir die vielfältige Podcast-Szene mit den drei Nominierungen nicht ausreichend abgebildet haben“, räumte das Köln Comedy Festival als Organisator bei quotenmeter.de ein. Weil das diesjährige Voting schon begonnen habe, habe man sich für die neue Kategorie entschieden, ergänzt Geschäftsführer Ralf Günther auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dennoch steht mal wieder eine sehr alte Debatte deutlich im Raum: Sind Männer einfach lustiger als Frauen?

Laura Larsson ist jetzt gemeinsam mit ihrer Kollegin Ariana Baborie für „Herrengedeck - Der Podcast“ nominiert - und ist nicht sehr glücklich mit dieser Ehre. Larsson sagt: „Den Preis zu gewinnen, wäre für uns kein Sieg.“ Eine zweite Kategorie nur für Frauen könne nicht die Lösung sein. „Was ist mit den Diversen? Was ist mit queeren Podcasts?“, ergänzt Baborie. „Warum soll man das immer trennen und vor allem nur diese zwei Geschlechterkategorien anbieten?“ Das wirke so, „als würden sich Frauen und Männer nicht miteinander messen können, was Comedy und Humor angeht“, so die 31-jährige Larsson.

Das Problem zeige sich durch den Comedypreis gerade öffentlich - vorhanden sei es schon lange. „Vorne werden immer die Männer hingestellt, und wenn überhaupt die Frauen, dann kommen die hinten dran“, sagt Baborie (32). „"Es gibt auch lustige Frauen. Oder es gibt sogar Frauen, die lustig sind." Das ist dann immer so ein Zusatz.“

Frauen würden teilweise bewusst übergangen: „Ich krieg' selbst im Verlag oder in der Redaktion oder in der Produktion mit, dass Männer per se einfach (...) keine Gäste einladen, die Frauen sind“, berichtet Baborie. „Die sagen das dann natürlich intern und nicht öffentlich. Aber es wird ausgesprochen, und das ist Fakt.“

Den Podcast „Herrengedeck“ gibt es seit vier Jahren. Pro Sendung erreichen die beiden mit ihrem „Laberpodcast“ etwa 250 000 Menschen. Nur ein kleiner Teil ihrer Follower sei männlich. „Wie kann es sein, dass das so unausgewogen ist?“, so Larsson. „Wir machen absolut keinen Glitzer, Pinkes, typische Shopping- oder Frauenthemen, sondern versuchen, alles Mögliche zu bedienen.“ Viele Männer würden sie nur heimlich hören oder es sei ihnen teilweise unangenehm, über die Witze der Frauen zu lachen. Das sei gesellschaftlich noch viel zu sehr verankert, finden beide. Frauen würden als nicht so lustig gelten.

Eine 2019 erschienene Studie des israelischen Psychologen und Humorforschers Gil Greengross scheint solche Befürchtungen zu bestätigen. Auf die Frage, ob man beim Gedanken an einen lustigen Menschen eher eine Frau oder einen Mann vor Augen hat, entscheidet sich demnach die Mehrheit für einen Mann. „Aber nur weil dieser Stereotyp existiert, heißt das nicht, dass er wahr ist“, erklärt der Wissenschaftler in einem Artikel der Plattform „Psychology Today“.

Der Wissenschaftler hat die These, dass die Gesellschaft Mädchen und Frauen daran hindere, ihren Humor zu entwickeln und auszudrücken. Sie würden weniger wahrscheinlich als lustig wahrgenommen. Männer hingegen bevorzugten Frauen, die über sie lachen, ist die Bilanz von Greengross. Die männliche Konkurrenz könnte im Laufe der Zeit dazu geführt haben, dass sich der Humor beim Mann stärker entwickelt. Das heiße aber nicht, dass Frauen nicht lustig sein könnten.

So sehen es auch einige Podcaster, vor allem im Bezug auf den Comedypreis. „Das war ein vermeidbarer Fehler“, sagt Felix Lobrecht von „Gemischtes Hack“ in seinem Podcast über die zuerst fehlenden Frauen-Nominierungen. „Natürlich wünschen wir uns auch weibliche Nominierte an dem Abend“, pflichtet ihm sein Kollege Tommi Schmitt bei. Klaas Heufer-Umlauf von „Baywatch Berlin“ startete außerdem auf seinem Instagram-Account eine Reihe mit verschiedenen weiblichen Podcasts, die ebenfalls eine Nominierung verdient hätten.

Branchenkollegin Hazel Brugger, die beim Deutschen Comedypreis 2020 als Beste Komikerin nominiert ist, twitterte jüngst: „Der Hauptgrund, warum ich mehr Frauen auf Comedybühnen sehen will, ist für mich mittlerweile, damit ich in Interviews auch mal über was anderes reden darf als darüber, warum es so wenig Frauen auf Comedybühnen gibt.“

(ahar/dpa)
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