Contergan-Firma Forderung nach Entschädigung in Milliardenhöhe

Hamburg (RPO). Bei der Zahlung von Entschädigung an die Contergan-Opfer muss der Pharmakonzern Grünenthal mit internationalem Druck rechnen. Eine britische Opfergruppe um den Unternehmer Nicholas Dobrik will einen weltweiten Entschädigungsfonds in Milliardenhöhe erzwingen.

ARD zeigt Contergan-Zweiteiler
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Foto: WDR/Weber

Wie das "Der Spiegel" berichtet, würde der Fonds den noch schätzungsweise 4000 Menschen zugute kommen, die in den fünfziger und sechziger Jahren mit Behinderungen zur Welt gekommen waren, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft das Beruhigungsmittel Contergan eingenommen hatten.

Dobrik war es dem Bericht zufolge vor zwei Jahren bereits gelungen, mit einer Kampagne den Getränkekonzern Diageo (Baileys, Guinness, Johnnie Walker) zu höheren Zahlungen zu zwingen. Diageo ist die Nachfolgegesellschaft des britischen Contergan-Lizenznehmers. Die Opfer bekommen dort nun durchschnittlich etwa 2100 Euro pro Monat. Dagegen erhalten die Geschädigten in Deutschland nur 121 bis 545 Euro, je nach Schwere ihrer Behinderung. "Wir sind fest entschlossen, auch Grünenthal in die Knie zu zwingen", sagt Dobrik laut "Spiegel".

Grünenthal-Chef Sebastian Wirtz lehnt dem "Spiegel" zufolge das Gespräch mit Dobrik bislang ab. Eine Konzernsprecherin verwies demnach darauf, dass Grünenthal 1972 bereits 110 Millionen Mark zum deutschen Contergan-Fonds beigesteuert und daher keinerlei Verpflichtungen mehr gegenüber den Opfern habe.

Am 1. Oktober jährte sich zum 50. Mal die Markteinführung des Medikaments, das 1961 vom Markt genommen wurde, weil es bei Schwangeren das Risiko embryonaler Missbildungen gesteigert hatte. Contergan wurde in rund 50 Länder geliefert und auch unter dem Namen Thalidomide vertrieben. Weltweit wurden nach Einnahme des Medikaments bis zu 12.000 fehlgebildete Kinder geboren, davon allein rund 5000 in Deutschland. Zu den Schäden, die bei Contergan-Opfern festgestellt wurden, gehören Deformationen von Armen und Beinen, Gehör- und Sichtfehler sowie Schädigungen von inneren Organen.

(afp)
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