Zahl fast verfünffacht Fast 1000 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung im Jahr 2022

Berlin · Auch wer bereits im Dienst der Bundeswehr steht, kann noch einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen. Im vergangenen Jahr taten das fast fünfmal mehr Menschen als im Jahr davor – viele mit einer überraschend ehrlichen Begründung.

 Ein „Infanterist der Zukunft“ steht neben einem Schützenpanzer Puma des Rüstungskonzerns Rheinmetall bei einer Führung durch das Rheinmetall-Werk Unterlüß anlässlich der Sommerreise des niedersächsischen Wirtschaftsministers. (Symbolfoto)

Ein „Infanterist der Zukunft“ steht neben einem Schützenpanzer Puma des Rüstungskonzerns Rheinmetall bei einer Führung durch das Rheinmetall-Werk Unterlüß anlässlich der Sommerreise des niedersächsischen Wirtschaftsministers. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr ist 2022, dem Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine, sprunghaft angestiegen. „Im Jahr 2021 sind im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 201 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen, im Jahr 2022 waren es insgesamt 951 Anträge“, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Den Antrag können auch Ungediente und Reservisten stellen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Berlin. Sie machten im vergangenen Jahr den größten Anteil aus. „Wir hatten 223 Anträge von Soldatinnen und Soldaten, 266 von Reservistinnen und Reservisten und 593 von Ungedienten.“ Als Ungediente bezeichnet man Männer und Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die keinen Wehrdienst geleistet haben.

Grundsätzlich kann nach Angaben des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben jeder deutsche Staatsbürger einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer stellen.“Der Ukraine-Krieg kann ein Grund für den Anstieg der Antragszahlen sein“, sagte ein Sprecher des Amts.

Der Politische Geschäftsführer der „Deutschen Friedensgesellschaft“, Michael Schulze von Glaßer, sagte dem RND: „Soldatinnen und Soldaten, die in dieser sicherheitspolitisch brisanten Zeit zu der Erkenntnis kommen, doch nicht auf andere Menschen schießen und sie töten oder verletzen zu wollen, muss ein einfacher Ausweg aus der Armee geboten werden.“ Viele der heutigen Bundeswehr-Angehörigen würden mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt, die mit der Realität nichts zu tun hätten.

Hinweis der Redaktion: Wir haben die Meldung im zweiten Absatz bearbeitet, da sie zuvor eine falsche Angabe enthalten hatte.

(albu/dpa)
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