Archäologen-Fund bei Bauarbeiten Älteste Bibliothek Deutschlands in Köln entdeckt

Köln · Archäologen haben bei Bauarbeiten in Köln einen außergewöhnlichen Fund gemacht: Sie entdeckten die älteste Bibliothek Deutschlands.

 Eine Bibliothek aus dem Jahr 150 bis 200 nach Christus ist in Köln ergraben worden. (Archivfoto)

Eine Bibliothek aus dem Jahr 150 bis 200 nach Christus ist in Köln ergraben worden. (Archivfoto)

Foto: dpa, Oliver Berg

„Wir sind da in einen Befund hineingefallen, den wir zunächst einmal nicht haben bestimmen können“, sagte Marcus Trier, Leiter der Bodendenkmalpflege, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bereits vor einem Jahr wurden der Zeitung zufolge die Fundamente bei Bauarbeiten für das neue Citykirchenzentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Köln freigelegt. Analysen hätten gezeigt, dass das Gebäude an der südwestlichen Ecke des römischen Forums eine Bibliothek gewesen sei. Diese sei zwischen 150 und 200 Jahre nach Christus entstanden. „Nach unserem Wissen ist das hier die erste römische Bibliothek, die sich nachweisen lässt“, sagte Trier.

Ergraben wurde ein 20 Meter langer und neun Meter breiter Raum mit einer Apsis, einem Raum, der über einem halbkreisförmigen Grundriss errichtet und mit einer Halbkuppel überwölbt ist. Den Angaben zufolge sind die Grundmauern aus einem Kalksand- und Trachyt-Gemisch sowie zwei kleine polierte Fußbodenstücke erhalten. Die Archäologen stießen in Köln auf 80 Zentimeter breite Nischen in den Innenwänden. Vergleiche mit anderen antiken Gebäuden in Ephesus, Pergamon, Alexandria oder Rom legten nahe, dass darin Kisten und Schränke für Rollen aus Pergament oder Papyrus lagerten.

Die zwei Meter breiten Fundamentmauern ließen darauf schließen, dass es sich um einen großen Bau gehandelt habe, erklärte die Bodendenkmalpfleger. Die Forscher gehen von einer Gebäudehöhe zwischen sieben und neun Metern aus. Außerdem vermuten sie in der Apsis eine Statue der Minerva, der Göttin der Weisheit.

Die Evangelische Kirchengemeinde Köln hat nach Angaben des „Stadt-Anzeigers“ wegen des Fundes die Baupläne geändert: Auf zwei Stellplätze in der Tiefgarage wurde verzichtet, damit ein Teil der antiken Bibliothek sichtbar wird. Zudem wurde das Fundament des Neubaus höher angelegt, um weitere Überreste zu sichern. Gefunden worden sei auch ein mittelalterliches Weihwasserbecken vom Bettelorden der Sackbrüder. Citykirchenpfarrer Markus Herzberg hat die Hoffnung, dass dieser Fund demnächst in der Antoniterkirche präsentiert werden kann.

(mba/kna)
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