Sogenannter „Geisterimpfstoff“ NRW-Gesundheitsministerium lehnte Impfstoff aus dubioser Quelle ab

Düsseldorf · Dem Land NRW ist offenbar ein zweifelhaftes Angebot über eine große Menge Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca zugegangen. Das bestätigte das Gesundheitsministerium. Es sei allerdings nicht weiter verfolgt worden.

 Der Astrazeneca-Impfstoff gilt als sicher.

Der Astrazeneca-Impfstoff gilt als sicher.

Foto: AP/Christophe Ena

Auch dem Land Nordrhein-Westfalen ist der Impfstoff Astrazeneca auf obskuren Vertriebswegen in einer rechtlichen Grauzone angeboten worden. „Das Gesundheitsministerium hat das in höchstem Maße zweifelhafte Angebot nicht weiter verfolgt“, berichtete ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Nach Erkenntnissen von EU-Ermittlern haben Regierungen in aller Welt insgesamt 400 Millionen Dosen Impfstoffe angeboten bekommen, die nicht direkt von den Herstellern kommen. „Wir nennen das Geisterimpfstoffe, also irgendwelche mehr oder weniger obskuren Angebote, die auch schon an viele Staats- und Regierungschefs wohl gegangen sind“, hieß es am Donnerstag aus Kreisen der EU-Kommission. Die EU-Anti-Betrugsbehörde Olaf und die Strafverfolgungsbehörde Europol hätten Ermittlungen aufgenommen.

Den Angaben zufolge wird das Thema auch bei dem Videogipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag zur Sprache kommen. Nach Schätzungen von Olaf seien 400 Millionen Dosen im Wert von bis zu drei Milliarden Euro angeboten worden, von denen man aber nicht genau wisse, ob es sich um echten Impfstoff handele, hieß es weiter. Es könne auch „Salzwasser in kleinen Fläschchen“ sein.

„Bild“ berichtete am Donnerstag, ein „in vielen deutschen Behörden vernetzter Vermittler aus NRW“ habe vor wenigen Tagen zahlreichen Regierungen per E-Mail allein 100 Millionen Dosen des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca angeboten. Ob es sich bei dem Anbieter, der „auf dem Graumarkt“ an das Land NRW herangetreten sei, um denselben Vermittler handele, sei dem Landesgesundheitsministerium nicht bekannt, erklärte ein Sprecher.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte dem „Bild“-Bericht zufolge allgemein, dass auch die Bundesregierung in den vergangenen Wochen etliche Angebote „unterschiedlicher
Seriosität“ von privaten Impfstoffvermittlern erhalten
habe. Deutschland, das an den EU-Beschaffungsmechanismus gebunden
sei, habe aber keines dieser Angebote angenommen.

(th/dpa)
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