Prozess um Polizistenmorde von Kusel Mitangeklagter schildert Todesangst – Angeklagte belasten sich gegenseitig

Kaiserslautern · Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten bei Kusel in Rheinland-Pfalz haben sich die beiden Angeklagten gegenseitig belastet. Erstmals hat der Nebenangeklagte Fragen des Gerichts zur Tatnacht beantwortet.

 Blumen und Kerzen wurden im Februar am Tatort abgelegt.

Blumen und Kerzen wurden im Februar am Tatort abgelegt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten bei Kusel in der Pfalz hat der Nebenangeklagte erstmals Fragen des Gerichts zur Tatnacht Ende Januar beantwortet. Er schilderte, wie er nach den Schüssen des Hauptangeklagten auf die Beamten „abartige Angst“ um sein eigenes Leben gehabt habe. „Ich hatte Angst, dass ich die Nacht nicht überleben werde“, sagte er am Montag vor dem Landgericht Kaiserslautern. „Wer so leichtfertig zwei Menschen erschießt, der tötet auch noch einen dritten“, sagte er über den wegen zweifachen Mordes angeklagten Hauptangeklagten (39).

Sein Hals sei wie zugeschnürt gewesen, sein Herz gerast. Es habe lange gedauert, bis er wieder klar habe denken können. „Ich wusste nicht, wie reagieren“, sagte der 33-Jährige, der wegen versuchter Strafverteilung angeklagt ist. Er habe gesehen, wie die Polizistin bäuchlings zu Boden ging und auch den toten Polizisten gesehen. „Es war für mich ekelig und schlimm. Der leere Blick. Alles so aufgequollen.“

Dann habe er seinen „Kopf ausgeschaltet“ und sei den Anweisungen des 39-Jährigen gefolgt. „Ich hatte auch auf dem Heimweg noch Angst, dass was passiert.“ Der Hauptangeklagte soll eine Polizistin (24) und ihren Kollegen (29) bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle auf einer Kreisstraße mit Schüssen in den Kopf ermordet haben, um Jagdwilderei zu vertuschen.

Er selbst habe nie in seinem Leben mit scharfen Waffen geschossen, sagte der Nebenangeklagte. Er wisse auch nicht, wie man eine Waffe nachlade. Den 39-Jährigen kenne er seit Mitte 2021 - und seit vergangenem Oktober sei man mehrmals die Woche gemeinsam auf Jagd gewesen. Seine Aufgabe sei es gewesen, das vom Hauptangeklagten geschossene Wild einzusammeln.

Der 33-Jährige hatte zwar kurz nach seiner Festnahme bei der Polizei ausgesagt, aber im Prozess zur Tat bisher geschwiegen. Die Antworten auf zuvor eingereichte Fragen des Vorsitzenden Richters waren mit Spannung erwartet worden.

Schon in seiner Aussage nach der Festnahme hatte der Nebenangeklagte seinen damaligen Komplizen für den Tod der beiden Polizisten verantwortlich gemacht. Der 39-Jährige dagegen will aus Notwehr nur den Polizisten getötet haben; für den Tod der Polizistin sei der 33-Jährige verantwortlich, hatte er im Prozess wiederholt ausgesagt.

Nach der Einlassung des 33-Jährigen trug der Hauptangeklagte rund 190 angebliche Lügen des Nebenangeklagten vor, die er in dessen bisherigen Einlassungen ausgemacht haben will.

(lha/dpa)
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